Manchmal verhalten Tabea und ich uns wie ein Ehepaar, das seit zehn Jahren verheiratet ist: Nach einem anstrengenden Tag sitzen wir dann auf der Couch, trinken Bier und gucken Fernsehen. Füße hoch, Kopf abschalten, bloß nicht miteinander reden. So läuft das doch in einer Ehe, oder?
Bei uns gibt es höchstens kleine Abweichungen vom Klischee: Beim letzten Mal zum Beispiel schauten wir nicht RTL, sondern Arte. Dort lief kein Kochduell, sondern
die Polaroid-Doku mit unserer lieben Bekannten Zora. Und als wir uns anschließend noch ein Filmchen gönnten, war das keine romantische Komödie mit Kate Hudson, sondern
An Open Invitation. Statt Tabea beim Füßehochlegen zu helfen, drückte ich also ihre Füße lieber über ihren Kopf, als ich sie zum Film fickte. Wir redeten zwar tatsächlich nicht viel miteinander, aber ruhig war es deshalb zwischen uns trotzdem nicht.
Der Swinger-Porno hatte naturgemäß mehr Protagonisten als unser Geschehen vor dem Fernseher, aber unsere Handlung war nicht weniger abwechslungsreich. Wir klebten aneinander auf der Couch, ich stieß tief in sie hinter der Couch, sie blies mich neben der Couch. Wir küssten uns, wir leckten uns von Kopf bis Fuß oder wenigstens von vorne bis hinten, wir knabberten, bissen, vögelten, drückten, stöhnten und genossen alles miteinander - genau wie die Damen und Herren auf dem Bildschirm. Sie hatten die schöneren Sofas, aber wir hatten die perfekte Zweisamkeit.
Pornos sind gut für unser Liebesleben, glaube ich. Wir können's auch wunderbar ohne, aber jeder Porno hatte bisher intensive Nebenwirkungen. Und "An Open Invitation" ist nicht der schlechteste seiner Art. Viel besser als der ZDF-Sonntagsfilm für stinknormale Eheleute.