Kürzlich war die Lucy – man glaubt es kaum – auf einer politischen Veranstaltung.
Jawoll.
Der Wahlkampf beginnt – und die Lucy als kritischer Mensch setzt ihr Kreuzchen ja nicht irgendwo, nicht wahr?!
Zumindest, ähm...hat sie begriffen, dass Wählen bedeutet, irgendwo ein Kreuzchen zu setzen.
Und NICHT, die meistverhasste Partei einfach durchzustreichen (lacht nicht, soll seinerzeit in Südafrika mal genauso passiert sein!)
Nun denn.
Herr Meyer (*Name von der Redaktion geändert) von der XXXX (zensziert), in der Position eines XXXX (auch zensiert) aus XXXX (nochmal zensiert!!!) machte jedenfalls einige Bemerkungen zum Arbeitsmarkt – insbesondere zum Thema FRAUEN auf dem Arbeitsmarkt. Dabei prangerte er den Missstand an, dass Frauen in der freien Wirtschaft für die gleiche Arbeit und bei gleicher Qualifikation immer noch mit 23 % weniger Gehalt zufrieden sein müssen als ihre männlichen Kollegen. Und dann sei da ja auch noch wie gute alte Unvereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie....
(Sagt jetzt bitte nicht, das wären olle Kamellen, im Joyclub füllt dieses Forum viele Seiten und erhitzt die Gemüter wie sonst kaum etwas. Außer Sex.).
Man müsse, so Herr Meyer weiter, die Frau (zumal Frauen in letzter Zeit immer bessere Abschlüsse liefern, in Sachen Hochschulzugangsberechtigung und Universität etc., teilweise sogar besser als die Männer) endlich ernst nehmen, und ihre Tätigkeit entsprechend wertschätzen.
Auch finanziell.
Fand Lucy gut, das Vorhaben.
Echt jetzt.
Zumindest, dachte sie, würde sie diese Partei nicht dick und fett durchstreichen bei der nächsten Wahl.
Weiter gings.
Nun ja, das übliche Gelaber eben.
Und dann: BÄNG!
Dann kam nämlich folgende Aussage. (räusper)...
Ach so, um die Spannung zu erhöhen (hähähähä) erwähne ich vielleicht noch, dass es um irgendeinen neuen Gesetzentwurf, oder sowas ging. Genau weiß ich´s auch nicht, denn offen gestanden: Zwischendurch ist die Lucy kurz weggepennt.
Dabei (also, beim Entwerfen, nicht beim Pennen) waren wohl auch noch andere Parteien beteiligt. Also, Parteien, in denen Herr Meyer nicht drin ist. Und die er dementsprechend nicht soooo toll findet. Denen er sein Kreuzchen wohl nicht gibt – wenn er verstanden hat, wie das Wahlverfahren funktioniert.
Und dann das:
Meyer: „Nun, und dann hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, die Nacht mit Frau von der Leyen zu verbringen...“
Pause.
Laaaaaaange Pause.
Die ersten Lacher.
Laaaaaaaaange, laaaaaaaange Pause, damit auch die verpennte Lucy da hinten auf den billigen Plätzen die Zweideutigkeit kapierte.
Und erst dann kam: „Okay, natürlich auch mit Kurt Beck. Und mit...“
Im Ernst, Jungs und Mädels:
Wie bereits bei meiner Kritik über Herrn Hoffmeister, diesen armen, verwirrten Endzeitprediger aus Braunschweig, sage ich nun: Man muss unsere aktuelle Arbeitsministerin nicht mögen. Und man muss sie auch nicht für die (ehemalige) Familienministerin par excellence halten, bloß weil sie sieben Kinder gemacht hat. Und ob man die Nacht mit ihr verbringen will, sei mal dahingestellt. Manch einer wird Herrn Meyer für diese ach so zweifelhafte Erfahrung bedauern, der nächste wird ihn vielleicht ?) beneiden.
Und natürlich hat jeder im Publikum (und auch all unsere schlauen Leser hier ) begriffen, dass Herr Meyer die Nacht keineswegs im Bett von Frau von der Leyen verbracht hat, sondern in nächtelangen, unfruchtbaren Debatten, ob man in den Gesetzentwurf vielleicht noch ein „UND“ oder gar ein „UND / ODER“ einfügen muss, und wenn ja, dann an welcher Stelle.
Klar soweit, danke, wir haben alle gelacht.
Ich frage mich nur: Wenn sich ein Politiker hinstellt und sagt, er will die Frauen ernst(er) nehmen – und dann ein paar Absätze später sexistische Witze über eine weibliche Kollegin reißen muss – merkt der Kerl das selbst nicht mehr, wie ungeschickt das ist?
Oder hofft er, dass die künftigen Wähler das nicht mehr merken?
Oder rechnet er nur einfach nicht mit der verpennten Lucy hinten auf den billigen Plätzen, die diesen Widerspruch, dank ihres messerscharfen Verstandes sofort analysiert (ZZZZzzzz...schnarch...Wie denn, wo denn, was denn...Boah, ALTER?!)
Versteht mich nicht falsch, Leute.
Nix gegen sexistische Witze. Die mache ich auch, und die passen oftmals auch gut, manchmal sind sie erschreckend treffend – und einfach nur witzig. :)
Sie haben also ihre Daseinsberechtigung.
Nur bitte an der richtigen Stelle.
Mir persönlich fällt es nämlich schwer, einen Politiker anzuhören, der auf derartige rhetorische Kniffe zurückgreifen muss (oder meint, das zu müssen) und gleichzeitig behauptet, die Frau an sich ja so ernst zu nehmen.
Weil irgendwie...kann ich den nicht mehr ernst nehmen...
Zumindest ist das...irgendwie nicht mehr politisch korrekt.
So Lucys Wort zum Sonntag.
Und nun noch eine Frage in eigener Sache: Ich merke, dass ich mehr und mehr zur Filmrezensentin sowie dem (politischen und sozialen) schlechten Gewissen von 15Minuten mutiere.
Findet ihr das trotzdem gut, liebe Leute?
Oder seid ihr der Meinung, ich sollte lieber ein Buch schreiben mit dem Titel „Pornos, Prediger, Politiker – und ihre schlüpfrigen Fehltritte?“
Schreibt dazu mal eure Meinung – oder fragt Frau von der Leyen.:)
In diesem Sinnen 'nen schönen Restsonntag
Eure Lucy