Montag, 26. Januar 2009

Meine wahre Natur

Früher wollte ich groß und stark werden. Ich wollte ein Held sein, ein richtiger Kerl. Ich wollte Haare am Sack haben, als diese bei den anderen Schüler schon längst gewachsen waren. Und ein Bart wär' auch nicht schlecht gewesen, am besten ein sehr verwegenes Modell, das zu meiner beachtenswerten Brustbehaarung gepasst hätte. So ausgerüstet hätte ich auch keine Minderwertigkeitskomplexe gehabt, als es beim Schulsport hieß: "Team B Hemden aus!" Ich war immer in Team B.
Mit Brust- und Schamhaaren, vielleicht sogar mit ein paar ansehnlichen Muskelpaketen hätte ich mich locker gegen die anderen durchgesetzt, denn Haare bedeuteten damals Selbstbewusstsein.

Ja, ein echter Mann wollte ich sein! Einer, der vor Testosteron nur so trieft und vor Männlichkeit kaum noch laufen kann. Bloß, dass ich noch normal laufen wollte.
Mir war bald klar, dass ich ein Spätentwickler war und mir meine Klassenkameraden deswegen bei solchen entscheidenden Dingen leider zwei Schritte voraus waren. Aber ich setzte alle Hoffnungen in die Zukunft, von der ich mir Großes versprach.

Das trat aber nie ein. Heute wachsen auf meiner Brust vier Haare, die jeweils zwei Meter lang sind. Von einem Vollbart träume ich immer noch; ich kann froh sein, wenn nach einer Woche freien Wuchses mein Kinn einigermaßen mit Haaren überdeckt ist. Der Gesichtsrest ist mit Flokatis überzogen, aber ein Bart ist was anderes. Das sieht nicht verwegen, sondern nur hilflos aus. Und das ist es auch. Muskeltechnisch bin ich immerhin etwas weiter als vor zehn Jahren, aber trotzdem sieht man mir nicht an, dass ich in ein Fitnesstudio gehe.

Kurzum: Ich bin eher der androgyne Typ. Das wollte ich nie sein, aber seitdem ich gemerkt habe, dass Frauen solche Typen durchaus attraktiv finden können, sind die Androgynität und ich Freunde geworden. Wahrscheinlich war das klassische Männerbild, das ich stets angestrebt habe, durch Filme, Werbung und mein Umfeld geprägt, und ich musste erst älter und reifer werden, um zu merken, dass ich auch anders glücklich werden kann. Die nackte Brust liegt mir einfach besser als irgendein raues Testosteron-Geplänkel, das aufgesetzt rüberkäme.

Dass ich einen androgynen Charakter habe, musste mir übrigens erst eine Frau sagen. Sie stand genau auf diese Eigenschaft und hat entsprechend von mir geschwärmt. Zuerst war ich überrascht und abwehrend, weil ich mich mit diesem Gedanken noch nie beschäftigt hatte. Aber als wir länger darüber sprachen und sie mir viele Vorteile aufzählte, konnte ich mich mit meinem "neuen Ich" anfreunden.
In jüngster Zeit genieße ich mit Tabea das Ausbrechen aus der klassischen Geschlechterrolle. Sie hatte schon immer ein Faible für androgyne Jungs, denen man die USB-Sticks mit Schweinkram vollpacken kann. :-)

3 Kommentare:

Schlapphut hat gesagt…

Als Mann mit Haaren fast überall auf dem Körper (wenigstens nicht auf dem Rücken - Glück gehabt!) sag ich Dir: Sei froh. Wenn mir Frauen sagen, dass sie Haare auf der Brust oder anderswo bei Männern nicht stören, glaube ich das weniger. Und gibt es eine Frau, die gern von einem Drei-Tage-Bart geleckt wird?

Bibi Blog hat gesagt…

Toni, du bist auch so ein ganzer Kerl und ein lieber noch dazu ;-)...Vielleicht kommt das von den wenigen Haaren. "Meine" Männer hätten nämlich von Natur aus immer Haare gehabt, vielleicht macht einem Testosteron auch zum Arschloch. *g*

Schlapphut, also ich mag das durchaus, wenn Mann einen 3-Tage-Bart hat...Insofern die Haare dunkel sind, das sieht so schön männlich aus...Und nach 4 Tagen kratzt der auch beim Lecken nicht, sondern kitzelt angenehm ;-)
Übrigens, lieber Haare, als Stoppeln. Ich hab so eine empfindliche Haut, dass ich bei dem ganzen Rasiertrend heute immer Rötungen kriege, wenn nicht alles superglatt ist...Und Sex kann ja schon mal so lange dauern, bis wieder Stoppeln nachwachsen *g*

Anonym hat gesagt…

...hey, hey, hey, vorab: ich würde gerne "usb-sticks mit schweinkram vollpacken" korrigieren - da war schliesslich ICH drauf!!! ;-)- schweinskram kommt noch, auch auf deinen usb-stick, warte nur..
***
aber zu deiner androgynität: die ist heldenhaft attraktiv! wenn ich dich sehe, denke ich jedesmal, ich sehe den einen knaben von michelangelo in marmor aus'm louvre vor mir; und vor dem stehen jeden tag scharen....... he, und die muskeln, die sieht man auch positiv. ohne die wärst du optisch vielleicht eher ein drähtchen im wind in der wahrnehmung, mit ihnen bist du ein echter MANN! wahnsinn... ;-)--

in diesem sinne, mach' keinen quatsch und komm' nicht mit brusttoupés oder so'nem stachelschweinskram an -> das ginge direkt an den kellner, in die küche, und -zack- ...weg wär's.