Sonntag, 11. Januar 2009

Ein ganzes Magazin voller Sex

Die neue Ausgabe des Magazins der Süddeutschen Zeitung widmet sich komplett dem Thema Sex. Man kann unter anderem ein Interview mit Max Mosley lesen, in dem er über (seine) Sexpraktiken spricht. Leider gibt es diesen Artikel nicht online. Sehr wohl findet man aber andere Artikel online, z. B. über temporäre homosexuelle Beziehungen unter Frauen oder über die neue, überarbeitete Ausgabe des Buches "The Joy of Sex", das in den Sechzigern die Bibel der Sexualaufklärer war. Für besonders lesenwert halte ich die Sextagebücher, die 16 zufällig ausgewählte Menschen eine Woche lang geführt haben. Die Spanne reicht von der 19jährigen Abiturientin, die einen ONS mit einem doppelt so alten Typen hatte, bis zum 64jährigen Rentner, der seine Frau zu einem Hausfreund schickt, weil er selbst seit seinen Herzproblemen keinen mehr hochkriegt. Das sind teilweise sehr offene Berichte, die auch von Bibi oder mir hätten stammen können. Liebes SZ-Magazin, beim nächsten Mal fragt ihr einfach uns! :-)

Ebenfalls reizvoll ist der Artikel über die neue Lust am Analsex. Der Autor Johannes Waechter beschreibt, wie einerseits die Medien und die (POp-)Kultur dieses Thema entdeckt haben und andererseits Paare immer offener damit umgehen. Dabei haben laut Statistik schon mehr Frauen als Männer Analsex ausprobiert (57% zu 47%), was mich erstaunt.
Der Text wirft einige Fragen auf, die ich sehr interessant finde. Im Kontext der zunehmenden Trennung von Sex und Fortpflanzung fragt Herr Waechter:
Ist der Hang zum Analverkehr also einfach der nächste, vielleicht sogar einer der letzten Schritte auf dem Weg zu einer wahrhaft freien, selbstbestimmten Sexualität? Oder handelt es sich um eine fragwürdige Entwicklung, bei der wir, die Rollenmuster des Pornofilms reproduzierend, die Sexualität zum Schauplatz von Leistungsdenken und Dominanzfantasien machen?
Gut auf den Punkt gebracht. Im konkreten Fall hängt die Antwort vermutlich von vielen Faktoren ab: Passiert der AV bei einem ONs oder in einer Beziehung? Wollen es beide Partner? Wie erfahren sind sie? Und machen sich die Leute überhaupt so viele Gedanken? ;-)

Ein anderer, entscheidender Aspekt beim Analsex wird auch angesprochen: das Vertrauen. Untersuchungen haben ergeben, was wir in diesem Blog schon immer wussten. Ohne Vertrauen geht es nichts. Und was ich in dem damaligen Beitrag mit vielen Worten zum Thema Lustempfinden versucht habe auszudrücken, fasst der Text im SZ-Magazin treffend zusammen:
So mag man zwar weltanschauliche Einwände haben gegen die sexuelle Verwendung des »unrechtmäßigen Gefäßes«, wie man früher sagte; in der Funktionslogik des menschlichen Körpers ist der Analverkehr jedoch angelegt
Und auch das abschließende Urteil leuchtet ein:
So hat die Popularität des Analverkehrs letztlich wohl den naheliegendsten Grund: Die Menschen wollen, dass ihr Liebesleben schmutzig bleibt.
Gibt es da noch etwas hinzuzufügen?

2 Kommentare:

Schlapphut hat gesagt…

Wieso der Analverkehr in der Funktionslogik des menschlichen Körpers ngelegt ist, würde mich ejtzt aber mal sehr interessieren.

Die Antwort "weil es reinpasst" reicht mir hier nicht aus.

Toni Toronto hat gesagt…

Ich habe den Artikel jetzt auch verlinkt, so dass du es selbst nachlesen kannst. J.W. schreibt:

"Der Anus ist eine besonders empfindliche Körperregion, im Schmerz genauso wie in der Lust. Diese Sensibilität hängt mit der großen Anzahl von Nervenenden zusammen, die dort zu finden ist und die Analregion, biologisch betrachtet, als erogene Zone ausweist. Bei einem Mann, der anal penetriert wird, wirkt zudem die Stimulation der Prostata luststeigernd."