Samstag, 23. Januar 2010

Bettgeflüster

Da Tabea und ich uns über ein "Internet-Inserat" (Zitat Schwiegerpapa) im nicht gerade für Monogamie berühmten Joyclub kennen gelernt haben, diskutierten wir am Anfang unserer Beziehung über das Thema "Sex mit anderen Menschen - dolle Sache oder voll blöd?". Sehr schnell einigten wir uns darauf, dass wir fürs erste aneinander so viel zu entdecken hatten, dass wir als Paar keine neuen Gesichter in unseren Betten brauchten. Und was Alleingänge anging, kamen wir im selben Gespräch auch auf einen gemeinsamen Nenner: Völlig ausschließen konnten wir solche Aktivitäten nicht, schließlich waren wir am Ende auch nur Tiere, aber wünschenswert wäre körperliche Exklusivität in jedem Falle. Und das wollten wir auch anstreben. Es wäre wohl ein schlechtes Zeichen für das Vertrauen in unserer Beziehung gewesen, wenn "nebenbei noch was gelaufen" wäre, wie man so schön sagt.

Und so lebten wir glücklich und wohlgenährt unser kleines Märchen: ich bloggte, sie knipste, ich lächelte, sie bloggte, ich kitzelte, sie lachte, wir vögelten. Bis letzte Woche.
Es war Freitagabend und wir lagen auf ihrem Sofa, was älter ist als meins, aber nicht schlechter. Wir unterhielten uns über unsere Beziehung, was wir gerne tun, wenn nichts im Fernsehen kommt. Ich kann mich jetzt gerade nicht mehr genau erinnern, ob wir davor schon Sex gehabt hatten. Wahrscheinlich, denn wir waren nackt. Ist aber auch egal, denn wir sprachen, auch rückblickend, wieder über das Thema "Unser Sex mit Leuten, die nicht wir sind". Der Grundtenor war der gleiche wie über ein Jahr zuvor, nämlich dass wir zwei so toll sind, dass wir gar keinen Sex mit den anderen Losern haben wollen. So ähnlich jedenfalls. Keiner von uns hatte das dringende Bedürfnis, ein neues Internet-Inserat zu schalten, weil der Sex in unserer Beziehung so langweilig war. (Anm. d. Red.: Das Gegenteil ist der Fall.)

Aber (da ist es, das "aber"), aber einige Standpunkte hatten sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verschoben. Sex mit einem anderen Paar, zum Beispiel, war nicht mehr länger ein Nicht-Thema, sondern fiel eher in die Kategorie "Na ja gut, es wäre eine Spielerei, falls es sich mal zufällig ergibt und wirklich nix im TV läuft. Muss aber auch nicht jetzt sofort sein". Und Tabea eröffnete mir, dass sie zwar nicht begeistert wäre, wenn ich mir mal einen Kerl mit nach Hause nähme, aber der Weltuntergang wäre es für sie auch nicht. Das heißt, solange es nicht Max wäre, ihr bester schwuler Freund. Zum Glück ist Max eh nicht mein Typ (weil Ü20).
Das fand ich naturgemäß alles seeehr interessant. Das Beste an diesem Gespräch war nicht der Freifahrtschein für Kerle, den ich jetzt habe (habe ich ja auch gar nicht), sondern das große Vertrauen zueinander, das es uns erlaubte, offen über diesen Schmuddelkram zu sprechen. Wir sind keine Loser.

Und wie geht es jetzt weiter? Statt bei GayRomeo mit Fakes zu flirten, warte ich lieber auf Tabea, die nachher zum Abendessen vorbeikommt. Freiheiten zu haben, ist schön. Sie mit Tabea zu genießen, ist schöner.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

sehr schön - gefällt mir eure beziehung! UND: ich geh davon aus, dass du uns NICHT vorenthälst wie es weiter ging ;-)
danke
lg
Der Frisoer

Lucy Lime hat gesagt…

Hey Toni!

Willkommen in Bjarnes und Lucys kleiner Welt!

Schön hier, oder? :)

Das ist doch das Beste überhaupt, oder? In der Theorie gewisse Freiheiten zu haben, aber zu merken, dass man in der Praxis gar keinen (soooooooo großen) Bedarf danach hat.

Lasst uns ein Buch schreiben: Treu sein wollen ist besser als treu sein müssen!

Hmm...über den Titel müssten wir natürlich noch mal reden, der ist irgendwie sperrig.

Jemand Ideen?

Schlapphut hat gesagt…

Schöner kleiner Liebesbrief.

tabsie hat gesagt…

@toni:

...für ein "internet-inserat" bist du echt eine wucht(brumme) - da hatte mein daddy schon recht...

und seit gestern abend weiss ich noch mehr, was ich an dir habe: einen exzellenten koch, bis ins letzte kopfsalaltblättchen hinein, und den süssesten gastgeber, der der dame keine leckerei :-) vorenthält.
mann o, ich bin immer noch wie im taumel, und voller...toni.

wie soll ich mich da für sex mit anderen menschen, die nich wir sind, interessieren?


@lucylein:

what about "treu sein wollen sollen" als titel?

alternativ: "toni und lucy: über die treue" oder "lass mich laufen, und ich bleib bei dir" oder "mensch, das hat die welt noch nicht gesehen - ein buch, dass sie nie lesen wollten, aber sollten" oder....

:-)

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so, bin dann mal wech; treffe heute abend max auf eine geteilte pizza, und werde ihm nichts davon sagen, dass er toni -zum spielen- haben könnte, aber nich kriegen wird (Ü20 problematik). ich will die daily soup ja nicht extra provozieren :-))))

tabsie hat gesagt…

*raeusper*:

"daily soap" wollte ich sagen, nich "daily soup"...

...nu, toni findet mein exzellentes englisch bestimmt sehr liebenswert :-)

Toni Toronto hat gesagt…

Achso, ich dachte, "daily soup" wäre ein Wortspiel, quasi als Vorspeise zur Pizza.

Ich finde, wir sollten das Wort "treu" nicht im Buchtitel verwenden. Denn man kann ja rumvögeln und seinem Partner trotzdem treu sein. Ich verweise auf das Beziehungsmodell der Freaks. Sie haben wechselnde Sexualpartner, sind einander aber dadurch nicht untreu. *toll* :-)

Miss_Verständnis hat gesagt…

schön, dass sich doch niemals etwas ändert, als die Standpunkte ;)