Was war in dem Rucksack?
Das ist nicht die erste Frage, die einem üblicherweise durch den Kopf geht, wenn man gerade aus dem Pornokino kommt. Doch Tabea und mich beschäftigte der Inhalt dieses Rucksackes mehr als die üblichen Fragen wie "Ist es in allen Pornokinos so heiß?" oder "Haben wir es wirklich gerade in einem Pornokino gemacht?".
Dieser Rucksack gehörte nicht uns; in unserer Tasche waren nur Kondome, Jaffa-Kekse und eine Limo, die wir bestimmt nicht ins Kino schmuggeln durften. Der Rucksack stand einsam in der letzten Reihe des als "Lounge" betitelten Raumes, als wir hereinkamen und uns neugierig umsahen. Bevor wir ihn richtig wahrnehmen konnten, kam schon sein Besitzer herein, lächelte uns kurz an und trug den Rucksack fort in den eigentlichen Kinosaal, der gleich nebenan war. Wir wunderten uns nicht lange, sondern sahen uns um: drei rote Sofas und zwei große Fernseher an der Wand, auf denen viele Schwänze wenige Muschis fickten. Es war niemand außer uns in diesem Raum, wir hätten also fröhlich ans Werk gehen können. Doch Tabea fand es etwas zu hell und ungemütlich hier, also schauten wir nach nebenan.
Dort sahen wir gleich neben dem Eingang den Rucksack-Besitzer, wie er auf dem Boden kniete und seinen Begleiter beglückte. Wir wollten wie Profis wirken, also glotzten wir nicht lange, sondern gingen vor in die erste Reihe und setzten uns in Maximaldistanz zu den beiden Turteltäubchen, aber in Minimaldistanz zur Leinwand. Dort erfuhr in diesem Moment ein Koch, warum zwei Kellnerinnen besser sind als eine. Während Tabea und ich mit dem obligatorischen und wohlverdienten Fummeln anfingen, neigte ich meinen Kopf ab und zu nach hinten, um zu sehen, ob es hinter uns wirklich zwei Typen einander machen. Ich wollte nichts verpassen, es könnte ja spektakulär werden. Zu meiner Überraschung sah ich, wie der Rucksack wieder in die Lounge getragen wurde. Sein Besitzer kehrte schnell wieder zurück und ging auf die Knie, als wäre nichts gewesen.
Ich hätte mir spätestens an diesem Punkt ausführliche Gedanken zu diesem Rucksack machen können, doch Tabea lenkte mich mit ihren Händen so wundervoll ab, dass ich bald andere Sachen im Kopf hatte.
Wir spielten noch etwas zurückhaltend aneinander rum und betätigten uns nebenbei als Filmkritiker. Das Essen in der Küche gefiel uns, die Dialoge eher nicht.
Als das Programm wechselte und wir auf einmal eine trauernde Witwe an einem halbgeilen Pastor lutschen sahen, fanden wir das so blöd, dass wir wieder in die Lounge gingen. Gleich auf dem Fuß folgte uns - na, wer wohl? - der eifrige Rucksackträger. Er traute uns anscheinend nicht über den Weg und holte seinen Rucksack wieder zu sich. Uns war das jetzt egal: Wir setzten uns auf ein Sofa, brachen die Kekse an, tranken die Limo aus und fickten uns im Halbdunkel in den Samstagabend hinein. Vor uns hatte eine aufgepumpte Blondine Spaß mit zwei schwarzen Schwänzen, neben uns verging sich ein Bulgare an einem Mädchen im Internat. Wir schrieben unser eigenes Drehbuch, was die Handlung auf den Schirmen bald vergessen ließ. Die Ikea-Couches waren zum Glück robust genug für unsere Verrenkungen.
Wir blieben die ganze Zeit ungestört - abgesehen von den teilweise verstörenden Bildern um uns herum. Ich bedauerte das ein wenig, denn ich hätte gerne den Reiz gespürt, der von ein paar neugierigen Augen oder einem fremden Körper ausgegangen wäre. Tabea war die Ruhe dagegen ganz recht, weil dieser Ort an sich, mit seiner potenziellen Öffentlichkeit, schon reizvoll genug war. Das war im Nachhinein betrachtet ein guter Punkt, denn Zuschauer hätten unseren Spieltrieb eventuell ein wenig gehemmt.
Nach einer sehr befriedigenden Weile rief uns eine Stimme zu, dass der Laden in fünf Minuten dicht machen würde. Das gab uns genug Zeit, unsere Kleidung zurecht zu rücken, noch einen Keks zu essen und die leere Limoflasche wieder in der Tasche zu verstecken. Gefühlt hatten wir den sowieso schon heißen Raum in eine Sauna verwandelt, so dass wir erleichtert aufatmeten, als wir nach draußen kamen. Keine Spur von den beiden anderen Typen. Wahrscheinlich packten sie gerade ihren Rucksack. Was war da bloß drin?
4 Kommentare:
Hi,
Eine schöne Geschichte. Wirklich.
Ich habe mal in einem Sexshop mit Pornokino gejobbt,ein Jahr lang 2mal die Woche und ich habe nie nie nie Action beobachten können die nicht homoerotischer Natur waren. Verstanden habe ich das nicht. Aber "Reisegepäck" war beinahe immer im Spiel.In dem Laden gab es Videoüberwachung für den großen Saal,was wohl kaum einer der Herren bewusst war obwohl ein Schild am Eingang darauf hinwies.
Meiner Erfahrung :Inhalt verdächtiger Taschen,Koffer,Rucksäcke....Da gab es alles ,vom Picknick für 2, Fotoausrüstungen,einer hat sogar mal eine Lebens große Dame aus Plastik zurückgelassen ;-)
........haben wir es wirklich in einem Pornokino gemacht?!?!?!?!?!?
:-)
Ey, Döni Sherlock Toronto, wenn Neugier so geil ist wie Geiz, dann bist Du so scharf wie ein Döner! - sag ich immer :).
Das nächste Mal wenn uns sowas -im Pornokino- passiert lenkst Du die Jungs ab *blas3*, und ich schnapp mir den Rucksack, und schau mir den mal genauer an. Viel mehr gibts in nem Pornokino ja eh nich zu sehen :-P...
Mann, selbst im Pornokino:
Liebdich*
*sehr.
Interessante Frage, aber noch viel mehr interessiert mich, was es wohl mit der geschmuggelten Limo auf sich hat. Wahre Sparsamkeit? Rebellion gegen Autoritäten? Erfolgreiche Indoktrination der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung? Schlecht getarntes Spielzeug?
Wie auch immer: Wenn das ewige Gesetz stimmt, wonach wächst, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, muss ich mir dann ersthafte Sorgen machen um Deinen Schwanz und ihre Muschi?
Lieber Leo,
die Limo schmuggelten wir, weil sie ECHT geil schmeckte (BioZisch), und wir so viel Geschmack in einem Pornokino nicht erwarteten.
Danke für die Anteilnahme, aber mach dir keine Sorgen. ;-)
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