Dienstag, 23. Februar 2010

Eindeutig kein Blümchensex...

Heute will sich Lucy mal als Filmkritikerin versuchen.

Entdeckt im Joyclub, beim obligatorischen Gewinnspiel natürlich nicht gewonnen, aber sofort nach Ablauf des Einsendeschlusses bestellt: "Blood and Flowers – Der Wächter des Königs"

Lucy sah den Trailer, fing an zu sabbern, lief Amok, war für die drei Tage Standardversand unausstehlich. Bjarne hat sehr gelitten, konnte aber beruhigend auf Lucy einwirken.

Dann war das Paket endlich da: Ein wunderbares Meisterwerk des asiatischen Kinos, ein echtes Kleinod und weit mehr als ein simples Schmuddelfilmchen.
Mit anderen Worten: Debbie hätte vermutlich keine Rolle darin ergattern können.

Eins vorab: Das ganze Ding wird gerne mal als "koreanische Antwort auf Brokeback Mountain" gehandelt – Leser mit schwachen Nerven oder Herzproblemen sollten an dieser Stelle vielleicht ein Fläschchen mit Riechsalz bereithalten. :)

Der Inhalt ist im Grunde schnell zusammengefasst.
Korea im 14. Jahrhundert: Der König von Goreyo (Joo Jin-Mo) unterhält eine Leibgarde von drei Dutzend jungen Männern. Deren Aufgabe: Ihr ganzes Dasein dem Schutz seiner Majestät widmen. Ablenkungen bei Todesstrafe verboten: Affären mit den Hofdamen und sonstige Kontakte zur Damenwelt sind also strengstens untersagt. (Der erste Fehler im System, aber dazu später...)

Die Nummer 1 unter den jungen Herrschaften ist der attraktive Hong Lim (Zi In Sung) – nicht nur der überlegenste Kämpfer der 36 zwangsabstinenten Bodyguards, sondern auch der Favorit im Bett des Königs. Deren Daueraffäre ist am Hof ein offenes Geheimnis. Die Königin dagegen (süß, aber leider ein wenig blass gezeichnet: Ji-Hyo Sung) ist in der Aufmerksamkeit seiner Majestät eher eine Randfigur: Repräsentativ und respektiert, aber nicht begehrt. Mit anderen Worten: Im Bett der beiden läuft gar nix!
"Wie Ihnen sicherlich aufgefallen ist, ist es mir nicht möglich, einer Frau beizuwohnen", drückt es seine Hoheit diskret aus – eine etwas geschönte Aussage nach ca. 10 Ehejahren und im Grunde nix anderes als ein vornehm ausgedrücktes: Neeeeeeeeee, ich mag nur Jungs!

Das Problem: Vom hochherrschaftlichen Paar wird ein Nachfolger erwartet. Und hinter der Aussage der Königin: "Aber, bei allem berührenden Respekt, Hoheit, möglicherweise müssen Sie Ihre Bemühungen in dieser Hinsicht verstärken..." hört man zwischen den Zeilen irgendwie auch die Frage heraus: "Aber Sie wissen wenigstens theoretisch, dass Sie Ihr Ding in meine Lustgrotte stecken müssten, damit überhaupt an sowas wie Nachwuchs zu denken ist, oder?!"

Da der König um diesen Umstand durchaus weiß, mit dem eigenen Ding aber einfach keine Lustgrotte gewinnbringend zu füllen vermag, ist hier guter Rat teuer. Die Lösung: Seiner Majestät treuester Diener Hong Lim muss ran. Na ja, beziehungsweise sein Ding.
Dieser ist von der Idee natürlich erst mal gar nicht begeistert, herrschen doch zwischen ihm und der Königin ständige Spannungen nichtsexueller Art: An guten Tagen unterschwellige Eifersucht und an schlechten nur knapp verhohlene Abneigung.

Nachdem der erste Zeugungsversuch gründlich in die Hose geht, klappt der zweite schon eindeutig besser. Und weil man ja weiß, was dabei rauskommt, wenn ein Mann und eine Frau sich auf den Tod nicht riechen können und Gelegenheit nun mal Liebe macht - sind die beiden nach der zweiten Nacht hoffnungslos ineinander verschossen.
Hong Lim sitzt nun also zwischen allen Stühlen, stellt fest, dass man zwei Menschen gleichzeitig lieben kann, aber das offiziell nun mal nicht darf. Der arme König muss erleben, wie ihm seine große Liebe entgleitet – und die Königin wird nach 10 Jahren wenigstens mal gebührend durchgevögelt. Es kommt also, wie es kommen muss: Die unglückselige Menage-á-trois verstrickt sich immer tiefer im Netz aus Lügen, Eifersucht, Verletzung und Betrug und steuert unaufhaltsam auf die Katastrophe zu...

Das Wichtigste vorab: Die (vielen und sehr freizügigen) Sexszenen sind echt schön gemacht: Zwei (bzw. drei, auch, wenn man den König recht selten in Aktion betrachten darf) echt attraktive Darsteller, die ihre Astralkörper offenbar vorher im Fitnessstudio exzessiv darauf vorbereitet haben, (fast) alles zu zeigen. Auch eher eine (und für meine Begriffe wunderschöne) Seltenheit: Nahaufnahmen von Gesichtern in echter (oder wenigstens täuschend echt geschauspielerter) Ekstase.
An einer Stelle musste ich allerdings ein bisschen schmunzeln: Hong und die Königin vergnügen sich in der 69er-Stellung. Sie liegt oben und bewegt fleißig ihr hübsches Köpfchen über seinem besten Stück. Allerdings in einer Position, bei der sich folgender Gedanke aufdrängt: Ihr Co-Star hat ihr vorher eingeschäft:" Denk dran, schön hoch! Ich hab einen Riiiiiiiiiiiiiieeeeeeeesenständer, jawoll!"

Aber mal ganz im Ernst: Unter Berücksichtigung aller vorhandenen Tatsachen drängt sich storytechnisch doch quasi der Gedanke auf: Das Ganze MUSS doch schief gehen, oder?

Ich meine, allein die Tatsache, dass die armen Jungs von der Leibgarde ein Dasein fristen müssen wie die Mönche im Kloster! Bloß, dass ihnen permanent die hübschen Hofdamen vor der Nase rumstolzieren. Wir haben es also mit 36 chronisch untervögelten Testosteronpaketen Ende 20 zu tun, denen ständig Leckerbissen hingehalten werden, die aber nicht zuschnappen dürfen. (Korrektur, nur 35, der Hauptmann landet ja wenigstens bei den Majestäten mal den einen oder anderen Stich).
Was genau machen die armen Jungs denn den ganzen Tag? Sich so lange auf dem Trainingsplatz verausgaben, bis sich ihr kleiner Freund ohnehin nicht mehr rührt? Oder sich ständig selbst einen von der Palme wedeln? Ja, und in dem Zustand sollen die auch noch die Attentate verhindern, die permanent auf den König ausgeübt werden?
Kein Wunder, dass dieses Konzept manch seltsame Blüten treibt: Zum Beispiel Han-Baek, der einem Dienstmädchen nicht widerstehen kann und für den Versuch, mit ihr durchzubrennen, um seinen Hals fürchten muss. Oder Seung Gi, die Nummer 2 der Garde, der zu einem verklemmten, ewig schlecht gelaunten Ehrgeizling verkommt und ständig rumrennt, als hätte er einen Stock im Allerwertesten! (Zu seinem Glück ist dieser Stinkstiefel beinahe genauso so hübsch wie Hong Lim:) - sonst wäre er bei Lucy gnadenlos durchgefallen!)
Verschwendung sagt Lucy. VERSCHWENDUNG!

Und reden wir doch mal über Hong Lim: Von einem unbedeutenden kleinen Bengel zur Nummer 1 in des Königs Gunst. Lucys erste Assoziation war: Der Junge hat sich doch hochgeschlafen! Bitch, dämliche!
Trotzdem brauchbar. Kann mit seinen beiden "Schwertern" recht gut umgehen. :) Und wenn er still vor sich hinleidet, weil er keinem seiner beiden großen Lieben weh tun will, dann will man ihn am liebsten in den Arm nehmen...

Allerdings...wären dann ja noch Hong und die Königin.
Also, irgendwie raff´ ich das nicht so recht: Da kennen die beiden einander seit 10 Jahren. Sie hasst ihn eigentlich wie die Pest, weil er ja ständig vom König bevorzugt wird und macht daraus auch kaum einen Hehl. Er muss derweil immer schön lächeln und zu allem "Ja" sagen, weil sie schließlich seine Königin ist – und dann wälzen sich die beiden einmal in den Laken und alles ist gut? Dann riskieren die beiden Kopf und Kragen – obwohl sie sich vorher nicht ausstehen konnten?
Na ja...vielleicht kann Toni mir das ja erklären.

Tja, aber trotz allem wünscht man den Dreien ein glückliches Ende – und fragt sich die ganze Zeit völlig verzweifelt: Menschenskind, warum machen die sich denn selber das Leben so schwer? Irgendwie haben sie einander doch alle drei lieb. Na schön, der König kann mit der Muschi seiner Frau nicht viel anfangen, zeigt aber bei vielen Gelegenheiten, dass er sie als Person verehrt und respektiert. Hong hat sein Leben ohnehin dem König verschrieben, und seine Majestät würde bestimmt nicht so eifersüchtig werden, wenn Hong bloß ein banaler Loverboy für ihn wäre (schließlich hat er noch 35 andere in Reserve...).
Also, in drei Teufels Namen: Haben die denn noch nie was von einem Dreier gehört???????

Fazit: Die 127 Minuten von Blood and Flowers sind mit Sicherheit keine verschwendete Zeit. Schicke, sympathische und stimmige Charaktere, Sex und Gefühlschaos eingebettet in eine sinnige Story (ja, NATÜRLICH hat der König nebenher noch ein Land zu regieren und KLAR muss Hong während er von einem Bett ins andere flitzt, eine Leibgarde leiten, Intrigen aufdecken, Mordanschläge untersuchen oder sich mit Zicke Seung Gi herumschlagen). Und Martial-Arts-Fans kommen auch auf ihre Kosten: Die Kampfszenen halten durchaus, was sie versprechen.

Also, Leute: Ansehen! Animieren lassen!

Wer allerdings ein bisschen zur Homophobie neigt, der sollte sich vielleicht doch lieber "Tiger and Dragon" angucken. Is auch schön. Gibt bloß zu wenig Sex. :)

In diesem Sinne

eure Lucy

11 Kommentare:

tabsie hat gesagt…

wow, danke lucy! ...auch wenn du sonst vielleicht manchmal die "falsche technik" hast; DAS kannst du, auf filmen rumreiten *haumichwech*:-).

hey, wuerde das werk gerne selbst begutachten. vielleicht ja mit dir zusammen oder mit toni, oder den freaks. mir egal, hauptsache ich schau einen schoenen film :-)

danke, und tschuessi*, und einen schoenen animierten tag ohne k-weh wuenscht dir

deine tabea

Toni Toronto hat gesagt…

Ja, Lucy, Toni kann dir das alles erklären. Am besten, wenn wir alle zusammen diesen Film in einer Badewanne unserer Wahl gucken. Das wird zwar eng und untertitelt, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das war doch die Moral von der Geschicht', oder?

Lucy Lime hat gesagt…

Abba tabsie, ich wollte doch auf niemandem rumreiten (hmmm, na auf Hong vielleicht und der Königin tät ich gerne mal Hank vorstellen *g*).

Hab übrigens festgestellt, dass was Werk im Handel unter der Kategorie "Action" einsortiert wird.
In der Videothek meines Vertrauens steht die Box zwischen "Der Mongole" und "Der Kaiser und sein Attentäter".

Ob ich das Thema vielleicht verfehlt habe...?

@Toni

Au ja, tabsie und Bjarne mit Untertiteln. DAS wird klasse!

Toni Toronto hat gesagt…

Mensch, Lucy, ich bin sowieso überrascht, dass du so viel von der Handlung mitbekommen und behalten hast. Du lagst doch sicherlich die ganze Zeit sabbernd vor dem Fernseher und hattest nur noch eins im Kopf...

tabsie hat gesagt…

Lucy, sag an:

Hat's in dem Movie auch fliegende Moenche?? - Die mag ich naemlich fast am liebsten, neben ekstatischer Sex-Szenen. Mit denen kann ich mich immer so gut identifizieren... mit den Moenchen, mein' ich.

:-)

Lucy Lime hat gesagt…

@tabsie

Öhm...na ja, Seung Gi ätzt einmal ein bisschen fies über seine Majtestät und kriegt dafür von Hong eins übergebraten - danach fliegt er durch den halben Saal, wenn auch nicht ganz freiwillig. Haut sich auch ein bisschen seinen süßen Hintern ein, glaube ich.
Zählt das?

@tobi

Woran hätte ich denn bitte denken sollen? Der König und die Königin SIND doch schon verheiratet.

Du fragst Sachen...

Anonym hat gesagt…

danke für diese ausführliche kritik
werde ich mir nächstes mal in der videothek ausborgen...
danke
lg
Der Frisoer

tabsie hat gesagt…

neeee, lucy, das zaehlt nich *sosorry*! ich will echte flug-moenche *kongfu* *tschakaa*

hallo? wer ist denn toBi???????? toobiii....
gibt's da was, was ich mal dem bjarne im bambushain fluestern sollte?? :-)

Lucy Lime hat gesagt…

@tabsie

Na ja...Tobi Tobongo...ähm...nie gehört...?

*verlegengrins*

Sorry, toni *schäm*

tabsie hat gesagt…

tobi tobongo.... doch klar. ist das nicht unser neuer ghost-guest-writer, der, der so dicke mit joe django is???? :-)

hey, schon verziehen, auch wenn ich nich toni bin (soweit kommt's noch!). weil tobi, toni und tomi sind ja quasi enge nachbarn, auf der tastatur. kann scho mal vorkommen, dass man sich da vergreift, wa?

*wink*&*tschuess*

Lucy Lime hat gesagt…

tobi...to bi oder not to bi...kann man überhaupt too bi sein, hm?

Na ja, keine Ahnung.

Jedenfalls, liebe @tabsie, hab ich da ein paar brandheiße Kontakte zu waschechten Mönchen - ich weiß nur nicht, ob die fliegen können.

Egal, schau demnächst einfach mal rein bei mir: Pack die Badewanne ein, nimm das kleine Lucylein - und dann fühlen wir denen mal ordentlich auf den Zahn, ok? *yeah*