Donnerstag, 3. März 2011

Was für eine Nacht

Ein Erfahrungsbericht von Jette.

Als ich aufwachte, dachte ich, alles sei nur ein schlechter Traum gewesen. Denn wie kann sich an einen wunderschönen Tag mit Jost in den Bergen und in der Sauna so eine Schmonzette anschließen?

Aber von vorn: Um unseren Abschied aus der Stadt gebührend zu zelebrieren, beschlossen Jost und ich, gemeinsam mit Toni und Tabea eine "frivole Karnevalsparty" unsicher zu machen. Nach viel hin und her und der schier unlösbaren Kostümfrage (der erste Preis geht definitiv an Tabea) trafen wir uns also am vergangenen Samstag in beschriebener Runde. Die Laune war nicht die schlechteste, im Gegenteil. Schon auf dem Weg zur Location begegnete uns erste Erheiterung und vielleicht ein wenig Skepsis in Form unseres Taxifahrers. Der hatte sich schon gedacht, wo wir hin wollen, war bei unserem Aufzug wohl auch nur unschwer zu erraten.

Vor Ort angekommen musste ich feststellen, dass es noch weit geschmackloser geht, als ich mir bis dato vorstellen konnte. Neben der Unzahl an Polizisten, Indianern, Neandertalern und Ärzten gab es vor allem eine Vielzahl an personifizierten Katastrophen. Mir wurde schlagartig klar, dass der Begriff „Kostüm“ ebenso dehnbar ist wie Pannesamt und Polyester.

Einige der Darsteller möchte ich euch genauer vorstellen. Zunächst einmal die Kategorie der Kostüm-SMler. Personifiziert von einer Lichtgestalt, angetan mit einer roten, verfilzten Langhaarperücke, einem Halsband mit Kettenbehang und man bemerke mit Lederpeitsche und Handschellen ausgerüstet. Und einigen anderen ebenso kreativen Männern und Frauen. Vielleicht hatte sie sich als „Switcher“ verkleidet, die restliche Bekleidung ließ aber eher darauf schließen, dass hier eine Domina imitiert werden sollte.

Dann natürlich die Kategorie „Ich hab nichts anzuziehen, brauch aber eine Kostümierung“. Diese wird außerordentlich gerne von Herren und Damen mittleren Alters und höheren Gewichts angenommen. Ausdruck findet sie in irgendeinem T-Shirt mit einem blöden Spruch (Potent forever! oder Good Fucker! mit passendem Ikon) und einer Unterhose. Oder noch schöner, nur mit einem kleinen Ledertäschchen für das beste Stück des Mannes. Das kann sehr winzig sein und kommt den gestiegenen Rohstoffpreisen sehr entgegen, vor allem wenn der Inhalt offenkundig noch viel winziger ist. Die Damen dieser Kategorie kleiden sich gern in Billigcorsagen, wie man sie bei den großen Internetanbietern für 2 bis 12 Euro bekommt und dazu mehr oder weniger passender oder manchmal fleischfarbener Unterhosen.

Sehr schön finde ich persönlich die Kategorie „Partnerlook“. Das fängt an bei Chinesen und Neandertalern und nimmt seine Auswüchse in passenden Polizeiuniformen und ähnlichem. Besonders möchte ich hier herausheben, sie als Ärztin und er als Patient; sie als Nacktscanneropfer und er als Transportation Officer inklusive der blauen Latexhandschuhe und er als Leichtmatrose und sie als Hafendirne.

Außerdem gab es noch ein ganzes Kabinett an Kuriositäten: „Grüner Punkt“ (grüne Perücke und vor dem besten Stück das Recyclingzeichen mit den zwei im Kreis drehenden Pfeilen), eine Zapfsäule mit Liebesdiesel, eine Polizistin im Ledermini, die eigentlich ein Mann war und vor unseren Augen (zu den Klängen allgemein bekannter „Partymusik“) eine Frau, naja, ich will mal sagen „verführte“… , fünf gleichgekleidete Männer in rosaringel-Badeanzügen mit Strohhütchen und ähnliches…
Der Auftritt einiger offensichtlich „echter“ SMler in Kluft und einiger Fetischisten in teuren Outfits lässt mich den Schluss ziehen, dass es sich bei dieser doch eher schlechten Veranstaltung um einen der wenigen Orte in der Stadt handelt, an denen dieser Personenkreis seine Lust an solcher Bekleidung ausleben kann. Ein bisschen traurig, aber passend zu unserem Fazit, dass diese Stadt rein SM- und Dating-technisch doch eher eine Diaspora darstellt.

Natürlich gab es viel Haut zu sehen, ob man das immer sehen wollte, lass ich mal dahin gestellt. Was mich neben der Tatsache großflächigerer Nacktheit auch großflächiger Körper am meisten gestört hat und was ich von einschlägigeren Szeneparties nicht kannte, war die Abschaffung der Individualdistanz. Denn auch bei geringer Menschdichte wurde man ständig „betatscht“. Nein, nicht auf eindeutige Weise, stets nur an den Schultern, aber ich persönlich kann es nicht leiden von jedem der Anwesenden „befühlt“ zu werden. Bei Fortschritt der Party wurden natürlich auch die Gaffer aufdringlicher. Und das schon wenn man sich mal ganz unschuldig küsste. Ringsumzu passierte deutlich mehr, auch wenn ich persönlich keine tatsächlichen Deckakte gesehen habe, aber ich bin da auch etwas blind manchmal.
Das liest sich bis hierhin etwas verhärmt und unfroh. Bin ich aber nicht. Im Gegenteil, ich bin froh, dass ich dort war und somit jegliches Bedürfnis erloschen ist, jemals wieder eine solche Veranstaltung aufzusuchen. Wenn das, was bei der Party lief, das ist was, man gemeinhin unter frivol versteht, weiß ich endlich, was mich daran abstößt.
Unterm Strich war es über weite Teile ein witziger Abend, den wir aber so zu viert auf jeder beliebigen Party hätten haben können. Diese spezielle Karnevalsfeier traf die eh schon niedrig angesiedelten Erwartungen nun nicht wirklich. Aber hier sollte sich jeder sein eigenes Bild machen, denn Ekelgrenzen liegen erfahrungsgemäß unterschiedlich.
Als letztes noch, wenn der Arzt der uns zum Schluss noch an der Garderobe traf und von Toni die Blogadresse auf die Eintrittskarte geschrieben bekam, das hier liest … dann soll er doch mal Bescheid sagen.

Das war es also vorerst. Jost wird noch vereinzelt Tage in Tonis & Tabeas Stadt verbringen und darf besucht werden, ich, Jette fliegt nur noch auf persönliche Bestellung ein.

Es grüßt euch einstweilen, mit speziellem Dank an Toni Toronto und Tabea

Eure Jette

9 Kommentare:

Toni Toronto hat gesagt…

Danke, Jette, für diese wunderschönen Eindrücke. *schluck*

Meine Erinnerungen an die Nacht:

+ Es gab erstaunlich viele Kühe mit Euter.

+ Josts Matrosenmütze wippte im Takt.

+ Mein Arsch wurde sachte begrapscht, nicht nur von Tabea.

+ Zwischendurch verschwand mein Daumen in Kitty.

+ Nachher gab's einen Facesitting-Wettbewerb, den ich gewonnen habe.


Gibt es auch "frivole Osterfeuer"?

twofaces hat gesagt…

Hmmm, ich glaube bei einem derartigen "Event" wäre meine Geschmacksgrenze auch sehr gestresst worden.

Da du so schön über Tabsies Verkleidung resümiert hast aber uns verschwiegen hast als was sie gegangen ist macht der Beitrag natürlich WissbeGierig auf eine entsprechende Erfänzung ;-)

@Toni:
+ Gumme Kühe bedürfen z.T. keiner Euter ;-)
+ Zu welchem Takt wippte den die Mütze.
+ so, so facesitting.... die Story willst du wohl auch aussitzen... komm schon.... laß uns doch wenigstens nicht auf dem Trockenen sitzen ;-)

Hoffentlich wird bei so einem frivolen Osterfeuerchen nicht noch der Penis-Marschmellow (http://saucyminxtoybox.com/index.php?main_page=product_info&cPath=187_824_922&products_id=11650&zenid=90024affc89d266939fc60177c753ab6) verbrutzelt.

tabsie hat gesagt…

@Jette:
Schluchz! - Hiermit bist Du persönlich bestellt! Ich freu' mich auf ein Wiedersehen. Möglichst ohne Verkleidung :)- Davon habe ich erst mal genug.

Und hey, wenn ich nicht lernen müsste "nein" zu sagen (...aber, als die Transen(kranken)schwester mir den Nacken gekrault hat, da war das eben auch ein bisschen angenehm; darum hab ich nicht sofort "nein" gesagt :), dann würde ich den Jost auch mal besuchen, und ihm "ja" sagen, zu irgendwas :)



@Toni:
Dankeschön, dass Du auf meine ehrlich verzweifelte Frage -Tage nach dieser Veranstaltung- "Weisst Du, wie lang ich gebraucht habe, um den Geruch dieser *"$%&/(!!@* Männer aus der Nase zu gekommen???" geantwortet hast: "Bis ich mit meinem Arsch auf Deinem Gesicht sass?". Ansonsten: Dankeschön für alles! Vor allem fürs Verzichten auf Eifersuchtsszenen bei wildfremden Tanzaufforderungen :)....



@Twofaces:
Na, ich hab mich halt als "1.Preis" verkleidet. Klar. Ganz einfach :).

Anonym hat gesagt…

Hi, ich bin der Arzt. Danke für den Review und die Adresse des Blogs. Schöne Grüße!

Toni Toronto hat gesagt…

Mensch, Arzt! Schön, dich hier anzutreffen! Unsere Begegnung war kurz, aber intensiv. ;-)

Jette und Jost warten auf eine Nachricht von dir. Schreib ihnen schnell unter jostundjette@gmx.de!

jette hat gesagt…

*ohhhhhh* DER Arzt... warum hinterlässt nicht etwas auf der Mail???

@tabise: Ich glaub so schnell wird das leider nix :(
Aber der Jost ist immer Sonntags allein in seiner Hotelbadewanne. Besuch ihn doch da mal, darfst auch mit Jogginghose baden!

tabsie hat gesagt…

ohhhhhh @jette:

uuuuuuh, Sonntag is generell immer ganz schlecht :)-

*mh2*:) Und solang ich einen Exklusiv-Vertrag mit Tonis Wanne habe *meine*, hab ich halt auch keine Not, mit Jogginghose in eine Badewanne zu steigen, wo schon jemand drin liegt :-)

Ich schlaf mal 1,2,3,4,5,...x drüber, ja? *geil*

:-)

Toni Toronto hat gesagt…

Aber Schatz, warum verschweigst du denn, dass wir am letzten Sonntag schon fast vor Josts Hotel standen? ;-)

tabsie hat gesagt…

Lag das irgendwie auf dem Weg? Ins Porno-Kino??..... Keine Ahnung.