Freitag, 9. November 2012

Auf die Probe

Nicht nur Tabsie geht alleine auf die Jagd nach neuen Erfahrungen, auch ich war schon solo unterwegs. Vor einigen Wochen besuchten Saskia und Robert unsere Stadt,  ein Paar, das wir seit längerem kannten. Diverse Abendessen und eine Nacht zu viert waren schon in unserem gemeinsamen Tagebuch verzeichnet, doch dieses Mal hatte Tabsie keine Zeit für ein Wiedersehen. Bisher hatten wir in solchen Situationen immer abgesagt, doch dieses Mal kam die Frage auf: "Möchte Toni uns vielleicht alleine treffen?" Das übliche schnelle Nein blieb überraschenderweise aus.

Als ich Tabsie mit dem Solo-Angebot konfrontierte, waren wir beide erst einmal still. Wir schauten uns ernst in die Augen, in denen wir eine Antwort auf die Frage zu finden versuchten. Nach einem Moment unterbrach Tabsie die Stille und sagte einfach:

"Für mich wär's ok. Wenn du es willst, mach es ruhig. Zu Saskia und Robert schicke ich dich auch alleine."

Ich war erst irritiert, denn die Worte kamen etwas zögerlich über ihre Lippen, aber ich sah in ihrem Blick, dass sie mir ehrlich geantwortet hatte. Ich fragte nach, hakte nach, äußerte meine Bedenken und hörte mir ihre an. Es wurde eine ehrliche Diskussion mit offenem Visier über unsere grundlegenden gemeinsamen Wünsche, an deren Ende ich allein losgeschickt wurde. Neuland, (an-)spannend und nicht ohne Risiko.

In den Tagen vor dem Treffen schienen Tabsie und ich ein stillschweigendes Abkommen zu haben, das uns nur kurze Erwähnungen des bevorstehenden Grenzübertritts erlaubte. Wir redeten jeweils kurz über Ort und Zeit, aber wir wechselten nie mehr als zwei, drei Sätze. Waren wir zu nervös? Zu ängstlich? Oder wollten wir einfach abwarten?

Dann kam der Tag des Treffens. Ein paar Stunden, bevor ich mich im Hotel vergnügen würde, verließ Tabsie die Stadt. Beim Abschied war sie ruhiger als sonst, eine gewisse Anspannung war ihr deutlich anzumerken, aber sie wünschte mir viel Spaß und ließ ihre besten Wünsche an unsere Freunde ausrichten. Ich wusste, dass ihr etwas mulmig zumute war, weil sie genauso wenig wie ich vorhersagen konnte, wie es hinterher für uns sein würde, aber ich wusste auch, dass sie mir mit aller Ehrlichkeit eine schöne Nacht wünschte - sonst hätte sie etwas gesagt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf hüpfte ich unter die Dusche und machte mich bereit für die Nacht zu dritt.

Saskia und Robert begrüßten mich in ihrem Hotelzimmer, das wie immer bestens mit Snacks ausgestattet war. Wir trieben ein bisschen Smalltalk und gingen dann auf ein paar Cocktails in eine Bar. Lange hielten uns dort aber nichts, sehr bald fanden wir uns im Hotelzimmer wieder. Das Neuland war in unseren Köpfen merklich präsent, so dass sich unsere Finger nur zaghaft einander näherten. Auch für die Beiden war es ungewohnt, dass Tabsie nicht anwesend war, um die Toronto-Seite mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem Charme zu unterstützen. So blieb es an mir alleine hängen, hier eine gute Figur abzugeben.

Zunehmender Hautkontakt sorgte dann dafür, dass das Eis langsam schmolz. Finger fanden ihre Wege, Dessous verließen ihre Wirte, Lippen fingen an zu glühen. Saskia machte es sich zwischen den Männern gemütlich, ohne sich dabei auf die faule Haut zu legen. Je mehr wir Drei uns aneinander erfreuten, desto knäueliger wurde das Knäuel, das wir auf dem Bett bildeten. Mein Kopf wechselte die Position mit meinen Füßen, die bald dort hingen, wo eben noch ein Arm lag. Ich zwischen Saskias Beinen (ich leckte zum ersten Mal eine Klit mit Piercing), sie zwischen meinen, meine unter Roberts und umgekehrt.

Man merkte Saskia an, dass diese Konstellation für sie nicht neu war: Sie holte sich, was sie brauchte, und gab uns Männern das, was wir wollten. Zwischen Robert und mir lief nichts, also war Saskia das verbindende Element. Sie kostete das Spiel mit den zwei Schwänze und vier Händen nach Belieben aus - sehr zu meiner Freude. Robert fügte sich perfekt ein: ohne Berührungsängste und mit einer unauffälligen Entschlossenheit.

So knäuelten wir also herum, unterbrochen nur vom Griff zum Wasserglas oder zu den vorzüglichen Snacks, bis wir nicht mehr konnten. Verschwitzt und grinsend und nach Sex riechend sanken wir in die bereitstehenden Sitz- & Liegegelegenheiten, wo wir alsbald zum angenehmen Smalltalk zurückkehrten.

Irgendwann trug ich wieder Kleidung und stand vor dem Hotel. Ich hätte in diesem Moment Tabsie an meiner Seite gebraucht, hatte sie aber nur in Gedanken bei mir. Bevor ich mich auf den Heimweg machte, schrieb ich ihr eine SMS, von der ich hoffte, dass sie sie noch vor dem Einschlafen lesen würde. Ich bekam keine Antwort, bevor ich selbst ins Bett fiel, aber ich schlief trotzdem mit ihr ein.

Ich schlief lange und startete anschließend langsam in den Tag - zu meinem Glück mit einer Antwort von Tabsie, die mir spät nachts noch mit warmen Worten geantwortet hatte. Unter der Dusche und beim Frühstück versuchte ich meine Erinnerungen zu ordnen, um ein Urteil über die Nacht zu fällen. Es gelang mir nicht. Erst nachdem Tabsie am Abend heimgekehrt war, wir uns innig begrüßt hatten und sie mich bald über die Nacht ausfragte, konnte ich mit meinen Gedanken etwas anfangen. Das Erlebte für sie zu formulieren, half mir immens zu verstehen, was dieser Kick für mich und für uns bedeutet hatte und bedeuten würde:

Es war kein Dammbruch, sondern die Fortsetzung unserer Wundergeschichte. Es war keine Last für unsere Beziehung, sondern ein Ausdruck der Freiheit, die wir einander zugestehen. Tabsie war nicht froh, dass es überstanden war, sondern sie freute sich mit mir, Saskia und Robert über die vergnügte Zeit. Ich wollte mich nicht sofort zum nächsten Außer-Haus-Date aufmachen, sondern träumte nur davon, mit Tabsie einzuschlafen und aufzuwachen. Wir waren einander nicht fremd geworden, sondern wir konnten uns immer noch in die Augen schauen und das erkennen, was wir dort seit vier Jahren sahen - nämlich dass wir zusammen gehören.

Mein großer Dank geht an Saskia und Robert für eine unvergessliche Nacht, und mein größter Dank geht an die Tabsie, deren offene Augen mich stets im Blick haben.

:-*

5 Kommentare:

Drecksau hat gesagt…

Mensch, das ließt sich aber sehr gut.
Schön beschrieben und man kann sich gut in die Situation hinein versetzen. (ich bin kein Buchkritiker, aber Ihr schreibt richtig toll)

64er hat gesagt…

Bisher hattet ihr, hatte Toni immer einen fast abgebrühten Eindruck gemacht. Das hier zeigt eine andere Seite von Dir, Toni. Und jetzt bist (auch) Du mir wirklich sehr sympathisch.

Anonym hat gesagt…

Ja, man fühlt sich frei nach so einer Aktion aber auch sehr stark mit seinem Patner verbunden.
Jedenfalls geht es uns immer so.
Es ist immer noch eine wahre Freude für mich mitzulesen!

Liebe Grüße,

SalixOccularis

Toni Toronto hat gesagt…

Vielen Dank für eure überschwänglichen Reaktionen, liebe Leser!

Drecksau: Du bist kein Buchkritiker, aber ein Filmemacher, wie ich auf deiner Seite gesehen habe. Sehr spritziges Material!

64er:
Abgebrüht? Echt? Yessss! (Trotz Berichten wie diesem?)

SalixOccularis:
Ihr müsst uns bei Gelegenheit von euren Aktionen berichten. ;-)

tabsie hat gesagt…

@Toni:
Ich mag Saskia und Robert. Deshalb mochte ich es euch gönnen. Wäre Saskia eine Drecksschlampe und Robert ein Hohlpfosten... hätte ich es mir zumindest kurz überlegt :-P...

@64er Mann:
Danke für Deinen Kommentar! - Ganz ehrlich: Das finde ich interessant. Ich nehme uns/alle/Toni i. Besonderen <3 wirklich nicht als auffällig abgebrüht wahr. Im Gegenteil, habe oft das Gefühl (!), wir leben mit recht aktiven Synapsen... :)

@SalixOccularis: Wahre Freude ist schön! :)-
Dranbleiben, ja?