Mittwoch, 23. Februar 2011

Bedways - Viele Wege führen ins Bett - oder auch nicht!?

Ein Mann.
Zwei Frauen.
Drei junge Künstler.
Eine schäbige Altbauwohnung in Berlin.
Und ein Drehbuch, das eigentlich keines ist.
Dennoch soll daraus ein Film werden.
Fragt sich nur: Wie?!

Die Story

„Sag mal...was willst du mit deinem Film eigentlich erzählen...?"
Dieser Frage muss sich Nina Bader (Miriam Mayet), Filmregisseurin in Berlin, stellen. Ihr neuestes Projekt befindet sich ganz frisch im Entstehungsprozess. Budget und Handlung stehen noch nicht fest, eigentlich gibt es noch nicht mal ein richtiges Drehbuch. Lediglich die Hauptdarsteller, Hans Alexander Dahn (Matthias Faust) und Marie Traunstein (Lana Cooper), sind schon mit im Boot, doch auch sie haben bislang eine nur mehr ungefähre Vorstellung davon, was von ihnen erwartet wird.

Klar, dass mögliche Sponsoren für eine so unausgereifte Geschichte nicht gerade freigiebig mit ihren Geldern sind. Und auch Nina selbst weiß noch nicht so richtig, welchen Weg der Film eigentlich nehmen wird. Trotzdem vertraut sie ihrer Intuition: "Ich weiß noch nicht, was es ist. Aber dass es was ist, das ist sicher!"

Ein Film über die Liebe soll es werden, so viel steht schon mal fest. Und zu einem richtigen Liebesfilm gehört natürlich Sex.
Echter Sex!
Würden die Darsteller nur so tun als ob, dann wäre es, laut Nina, nicht mehr dasselbe.
Zugleich soll der Sex nicht zu sehr instrumentalisiert werden. Schließlich soll es kein Porno werden, sondern eine ernsthafte Geschichte.
Und Nina ist Perfektionistin. Deshalb gerät bereits die Suche nach den passenden Vornamen für die zwei Helden (oder Antihelden...?) zu einer echten Zerreißprobe. Lola klingt zu pornomäßig, Julie zu künstlerisch und Marie viel zu persönlich. Hans wiederum will seinen richtigen Namen vor allem aus einem Grund nicht auch für seine Filmfigur verwenden: Er fand „Hans" nämlich „schon immer blöd!"

In diesem Stil geht es weiter. Nina wendet jede Menge Zeit und ihren sicheren Blick für Feinheiten dafür auf, Bettszenen richtig auszuleuchten oder das Paar vor oder nach dem Sex hinzudrapieren – und das lange, bevor die eigentliche Sexszene gedreht wurde. Das simple Arrangieren einer Hand auf dem Körper des Partners, das minimale Spreizen der Finger gerät dabei zu einem fast chirurgisch-präzisen Akt, der trotz seiner Nüchternheit nicht einer voyeuristischen Faszination entbehrt. Doch die Entwicklung der Story wird weiterhin sträflich vernachlässigt. So bleiben die erotischen Szenen zunächst scheinbar kalt und seelenlos, und auch die Chemie zwischen den Darstellern bleibt nüchtern-frostig. Erst als sich die Akteure privat ein bisschen besser kennen lernen, geht es auch mit der Story voran.
Doch weiterhin bleibt die Frage: Was will Nina mit diesem Film aussagen? Warum will sie diesen Film eigentlich machen?
Oder besser gesagt: Will sie ihn überhaupt machen...?

© Reverse Angle

Der erste Eindruck

In den ersten paar Minuten erweckt „Bedways" den Eindruck, zu jenen Filmen zu gehören, die eher schwer zugänglich sind. Die Handlung plätschert zäh dahin, die Charaktere werden lediglich aus der Distanz beleuchtet, ihre Beziehungen zueinander zwar angedeutet, wobei aber eher noch mehr Verwirrung entsteht. So haben Nina und Hans anscheinend eine Vergangenheit, aber keine Zukunft – falls doch, dann lediglich bei der künstlerischen Zusammenarbeit. Für Marie und Hans wird es dagegen zwangsläufig auf Sex hinauslaufen – weil es eben im Drehbuch steht. (Streng genommen ist das ja schließlich das einzige, was von Anfang an wirklich im Drehbuch steht.) Und dabei ist Marie gar nicht wohl, fühlt sie sich schnell in die Rolle des Neulings, des Außenseiters gedrängt – und zugleich genötigt, eine Intimität darzustellen, die sie nicht empfindet, und die sie, auch schauspielerisch, zu überfordern scheint. Dazu kommen einige Dialoge, die auch mit viel gutem Willen als „anstrengend“ zu bezeichnen sind.

Devise: Dranbleiben!!!!

Denn: Je weiter die Dreharbeiten voranschreiten, desto mehr beginnt es auch zwischen den drei Akteuren zu knistern. Vor allem Marie, der als Regisseurin eigentlich eher die Rolle der Beobachterin zukommt, ist mehr und mehr fasziniert von ihren Darstellern, von Marie dabei kaum weniger als von Hans. Und je mehr die Filmcharaktere voneinander fasziniert sind, desto mehr zieht "Bedways" auch die Zuschauer in seinen Bann...!


Die eher düster gehaltene Filmmusik ist dabei sehr stimmig und fügt sich prima in den Gesamtkontext sein. Der Sex nimmt zwar eine zentrale Rolle ein, wird aber wohldosiert eingesetzt, so dass der Film keineswegs überladen und schon gar nicht übersexualisiert wird. Vor allem die Masturbationsszene von Miriam Mayet hat es in sich. Und sie ist – ohne zu viel verraten zu wollen – intensiver als vieles, was man sonst so sieht.
Irgendwie anders.
So wie der auch ganze Film.

Demzufolge ist es auch recht schwierig, "Bedways" wirklich einem Genre zuzuordnen.
Ist es nun ein Porno mit Handlung? Dafür geht die Charakterzeichnung eigentlich viel zu tief.

Oder ein Independent-Streifen, bei dem Sex eben einfach eine zentrale Rolle spielt? Dafür hat er wiederum eindeutig zu wenig Handlung.
Oder auch nicht...?
Und damit wären wir wieder bei der Ausgangsfrage: "Was will dieser Film eigentlich genau erzählen...?"

© Reverse Angle

Kritik

Eben diese Frage mag einer der größten Kritikpunkte an "Bedways" sein: Am Anfang weiß der Zuschauer nicht so recht, was für eine Geschichte ihm da eigentlich präsentiert wird. Vor allem die Dialoge wirken am Anfang wie typisches „Künstlergequatsche", das man zudem irgendwo schon mal gehört zu haben glaubt – möglicherweise in einem (anderen) Arthaus-Film?
Es sei aber dringend davon abgeraten, nach den ersten zehn Minuten abzuschalten, auch wenn zeitweise der Eindruck eines ungewöhnlichen Streifens vermittelt wird. Es gehört einfach ein bisschen Bereitschaft dazu, sich darauf einzulassen!

Ein wenig erstaunt hat mich persönlich die Altersfreigabe. Der Film wurde als FSK-16 eingestuft - zeigt aber mehr als einmal einen steifen Schwanz und echten (?) Sex?

Und für einen DVD-Abend mit Freunden oder fürs erste gemütliche Date mit einer eher schüchternen Person ist Bedways wohl auch eher ungeeignet. Es sei denn, man verfolgt ganz eindeutige Ansichten.
Denn eines ist sicher: Wirklich kalt lassen dürfte "Bedways" eindeutig die Wenigsten!

„Und was genau will der Film uns nun eigentlich wirklich erzählen...?“

Wer eine Antwort auf diese Frage will, der sollte sich „Bedways“ am besten selbst ansehen. Dieser Tipp mag zwar klischeehaft anmuten, am Ende gar noch wie schlecht versteckte Schleichwerbung. Aber tatsächlich ist genau das der beste, oder vielmehr sogar der einzige Tipp, den man Interessierten geben kann.

Lohnenswert ist übrigens auf jeden Fall ein Blick auf die bildhübsche Miriam Mayet (sogar wenn sie gerade nicht masturbiert!) – das nur so als kleiner persönlicher Tipp von der Lucy!

In diesem Sinne

Ansehen! „Bedways“ von RP Kahl wird am 4. März 2011 auf den freien Markt geschmissen.

Eure Lucy

5 Kommentare:

Toni Toronto hat gesagt…

Ich weiß gar nicht, was ich besser finden soll, diese Rezension oder den Film. Ich schau mir beides gerne an - mit Tabea vor der Glotze. :-)

Lucy Lime hat gesagt…

Hach, Toni! *rotwerd*

Aber doch nicht schooooon wieder ´nen Vidaoabend! Ihr werdet doch noch ein altes Ehepaar! ;)

tabsie hat gesagt…

...ich find die Rezension besser. Bis ich vor der Glotze sitze :)*...


Lucy, alt werden wir sowieso. Da können wir auch gleich Ehe werden. Paar sind wir schon :).

In diesem Sinn: Allemann dranbleiben!



*Toni, warum hälst Du zurück, dass wir den Film schon gesehen haben? Auf der Leinwand, nix Glotze. Ich fand, er hat sau!schöne Bilder. Da sind Einstellungen dabei, die genau meine Einstellung treffen!!!!

:-)

Tom Gerlach hat gesagt…

Ein kleiner Update zu neuen Arbeiten von Rp Kahl:
Die Uraufführung von RP Kahls neuestem Video REHEARSALS fand bei den Hofer Filmtagen am 25. Oktober 2012 als Mitternachts-Screening statt. Sie bildete den Abschluss eines KOMPENDIUMs von Arbeiten Kahls in den Jahren 2006 bis 2012, die sich mit den Themen Begehren, Körperlichkeit und Sexualität beschäftigten und die Filme (Bedways, Miriam), Videokunstarbeiten (Nude. Women), Fotografien (Giddyheft-Shootings) und Performances (Rehearsals, Zürich) dieses Arbeitszeitraumes
zusammenfasst. (Mehr dazu hier: http://rpkahl.wordpress.com/2012/10/18/rehearsals-urauffuhrung-bei-den-hofer-filmtagen/)

Es sind nur wenige Aufführungen von Rehearsals bei einigen internationalen Festivals, sowie an Kunst- bzw. Theaterorten vorgesehen, so als nächstes Anfang Dezember beim kuratierten Videokunst- und Filmshowcase Light Assembly während der Art Basel Miami Kunstmesse.

Eine auf ausschließlich 100 Stück limitierte DVD-Edition ist für Frühjahr 2013 geplant und kann unter diesem Link http://rpkahl.bigcartel.com/product/rehearsals im Studioshop RP Kahls bereits vorbestellt werden. Somit wird es bei Rehearsals nur einen bewusst begrenzten Release geben.

Thematisch passend eröffnet am 7. November 2012 in der Städtische Galerie halle50 in den Münchner Domagkateliers eine Gruppenausstellung “EROS II – Ein Ausstellungsprojekt von Kunst & Wissenschaft” mit RP Kahl als Gast mit seiner Arbeit “Nude. Women” (Video, Videostills).

Tm Gerlach hat gesagt…

OUT NOW! Für alle Freunde von BEDWAYS ein "Muss"! Das sagenumwobene Bedways-Performance-Remake REHEARSALS erscheint gerade in einer streng limitierten 100er Auflage auf DVD: "... expliziter, wilder, vielleicht sogar noch besser als das Original": rpkahl.bigcartel.com/product/rehearsals