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Sonntag, 28. November 2010

Tom Tykwer und die Triebe

Wer sich über sein Beziehungsmodell Gedanken macht, ist in prominenter Gesellschaft: Nach Tilda Swintons offenherzigem Eingeständnis hat sich nun Tom Tykwer zum Thema Polygamie geäußert. Und zwischen diesen Interviews gab es bestimmt noch mehr Künstler, deren Kommentare an mir vorbei gegangen sind.  Tom Tykwer lebt nach eigener Aussage mit seiner Frau monogam, weiß aber um die Schwierigkeiten dieser Entscheidung:
In unseren triebhaften Bedürfnissen sind wir nicht monogam. ... [Ich kann mich aber darauf einlassen,] bestimmte Triebe für den Vorteil zu opfern, dass ich in einer beschützenden, verbindlichen Beziehung leben kann. Ich glaube an diese Vereinbarung, auch in meinem eigenen Leben.
Er empfiehlt ausdrücklich niemandem, polygame Beziehungen mal auszuprobieren, aber er beobachtet einen gesellschaftlichen Wandel in dieser Frage. Auch Menschen, die ihm nahe stehen, würden immer offener für Beziehungsmodelle abseits der klassischen heterosexuellen Zweierbeziehung. Darum geht es auch in seinem neuesten Film namens Drei, indem sich beide Teile eines verheirateten Paares in denselben Mann verlieben. Der Film startet in Deutschland am 23. Dezember.

Montag, 9. Februar 2009

Sex - gestern, heute und morgen

Der folgende Beitrag stammt von einem Autor, der mal jung war, sich jung fühlen will und jünger aussieht. Das bitte ich beim Lesen zu berücksichtigen.

Liebe Jugend! Es wird immer schlimmer mit euch. Ihr tragt durchsichtige Leggings, habt Pornovideos auf euren Handys und macht spätestens mit 17 Jahren eure ersten Erfahrungen mit Gruppensex. Also das gab es zu meiner Zeit noch nicht. Ich bin empört und prangere das an! Wo soll das alles enden?!

Die letzte Frage ist wenigstes teilweise ernst gemeint. Denn wenn ich mir die Entwicklung der Sexualität in unserer Gesellschaft in den letzten 50 Jahren anschaue, habe ich keine Ahnung, wohin das führen wird. Rückblickend bin ich verblüfft, wie (aus heutiger Sicht) rückständig einerseits die Moralvorstellungen noch vor zwei Generationen waren und wie schnell sich andererseits alles geändert hat. Feminismus, Antibabypille, freie Liebe, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, öffentliche Pornografie, Sex als Dauerthema in den Medien, Sex in der Kunst und in der Musik, unser Umgang mit Geschlechtskrankheiten usw.
Die Entwicklung war rasant und immer von Leuten begleitet, die laut aufschrien, wenn das nächste Tabu gebrochen wurde. Heutzutage sind wir dauernd von Sex umgeben: wenn wir Musik hören, wenn wir in einer Zeitschrift lesen, wenn wir Werbung anschauen. Der Sex ist öffentlich geworden, wir reden darüber, wir schreiben, wir bloggen, wir chatten darüber. Wir laden uns Pornos aus dem Netz oder machen gleich unsere eigenen. Wir finden unsere Dates über Sex-Communities im Netz, wenn wir überhaupt noch realen Sex wollen; rein online geht das ja inzwischen auch. In virtuellen Welten kann man virtuellen Sex finden und darf ganz real dafür bezahlen. Unsere Kleidung wird immer enger, immer körperbetonter und auch durchsichtiger. Und zu guter Letzt male ich bei der Arbeit Schwänze in eine Art Tagebuch, ohne dass meine Kollegen auf meine sofortige Kündigung drängen. Vor ein paar Jahren wäre ich dafür vielleicht noch in die Klapse gewandert.

Kann sich diese sexuelle Freizügigkeit in derselben Geschwindigkeit weiterentwickeln wie bisher? Irgendwann ist doch alles offen gelegt, die Sexualität ist dann vollständig unprivat, unsere Kleidung lässt sich nicht weiter verkürzen, die Sexszenen in den Pornos können nicht noch expliziter und höher aufgelöst sein und wir können uns nicht noch häufiger mit Sex beschäftigen, weil wir auch mal was essen müssen. Ist nicht bald ein natürliches(?) Ende dieser Sexisierung erreicht? Ich möchte es fast annehmen, aber im selben Moment wird mir klar, dass das auch schon viele Menschen vor mir gedacht haben und dann eines Besseren belehrt wurden. Seien wir also gespannt.