Freitag, 5. November 2010

Jette & Jost: Der Versuch eines Interviews - Teil 3

Dies ist der dritte, und vorletzte Teil unseres Interview-Versuchs mit Jost und jette (--> JostundJette@gmx.de <--). Teil 1 findet ihr hier, Teil 2 hier.









(Thema: Verschleiß)

jette: Was heißt Verschleiß? Wir machen ja niemanden kaputt. Die selektieren sich auch selbst.

Jost: Das isses, die selektieren sich selber. Die kommen zu uns und dann merken die zum Beispiel, dass wir zu viel bieten.... Mal so: Zonis, die zum ersten Mal in der Freiheit waren... Da gab es welche, die begriffen haben, du hast jetzt jede Möglichkeit. Das ist vielleicht das Gefühl, das du mit einem Abiturzeugnis hast. Du kannst überall in der Welt hingehen und kannst loslegen. Und andere finden dieses Gefühl ganz entsetzlich, weil es einfach unglaublich viele Möglichkeiten gibt. Und wenn sie sich für eine entscheiden, wissen sie, dass sie damit eine Milliarde andere Möglichkeiten zugemacht haben und sie haben nur noch wenige Möglichkeiten zurückzugehen. Aber wer sich alles offen halten will, der geht auch nicht voran. Und so ist es auch bei uns. Ich habe oft Leute erlebt, denen du sagst: Es ist unglaublich viel möglich. Sprich mich einfach an. Und wir können auch solche Tauschgeschäfte machen. Du hast deinen Spezialfilm und ich sage mir "Ok, ich kann das irgendwie unterstützen, es ist nicht mein Superding. Aber wir tauschen, denn ich habe auch noch das Superding im Sack." Ja, dann muss man da einen Kompromiss finden. Und da gibt es viele, die sagen: Oh, das ist mir zu viel. Zu viele Möglichkeiten, und vor allem muss ich Farbe bekennen. Und wer nur schwarz bekennt, der fällt bei uns eigentlich auch durch.

jette: ja, und wer nicht in der Lage ist zu sagen, was er will und vielleicht auch noch, warum er das will, der kommt langfristig mit uns nicht zurecht.

Jost: Das ist eben das Dumme, zumindest im SM-Bereich. Diese Profile, wo oben drin steht "Das, das, das und folgende Leute können mir gleich mal wegbleiben", die treten so offensiv auf.

jette: Unsere Profile sind ja im Prinzip auch so. Die sagen "Wir sind soundso und wir könnten uns dasundas vorstellen." Und wer damit nicht klar kommt, dass da Leute sind, die wirklich ne konkrete Vorstellung haben (und die mit ironischem Humor umgehen können), die werden auch nicht glücklich mit uns. Und warum sollen wir deren Zeit vergeuden?









Tabea:
Sucht ihr Leute, mit denen ihr langfristig andockt?

Jost: Und wenn du die suchst, was machste dann?

jette: Das ist total blöd. Entweder kommt was oder nicht. Das ist abhängig von den Möglichkeiten, die sich ergeben. Wenn sich so jemand auftut, der da reinpassen könnte langfristig in was auch immer für eine Konstellation, besteht sicherlich die Möglichkeit, dass er in dem Moment zu uns passt, na klar. Aber es ist nicht so, dass wir konkret rumlaufen und suchen. Ganz viele Sachen...hier, z. B. unsere liebe Nachbarin...

Jost: ...Zufall, völliger Zufall... die Andere war geplant. Das ist aber dann voll in die Hose gegangen. Weihnachtskekse backen mit einer Bi-Maus. Voll in die Hose gegangen.

jette: Und die Nachbarin kommt um die Ecke mit einem völlig anderen Anliegen und hat vorher noch nicht drüber nachgedacht, bei einem Paar zu landen.

Jost: Alleine die Unterhose...

jette: Als wir sie das dritte Mal gesehen haben, war sie rein wäschetechnisch nicht darauf eingestellt, sich auszuziehen. Das Höschen war Wahnsinn, H&M-Einheitsgröße…

Jost:
Ja, sie steht jetzt an der Tür und ich glaube, dass sie sie aufmachen wird. Sie ist jemand, der seinen Weg gehen wird.

jette: Das kam total zufällig und das ist Eine, die so viel Potenzial in sich hat. Sie ist da gerade so krass am Orientieren.

Tabea: Wie alt?

jette: Schon längst über 30.

Jost: Ich finde das spät. Für jemand, der so reflektiert ist, wie sie, würde ich sagen, dass sie im Studium schon so unterwegs war, als sie sich biografisch sortierte, mit 21, 22 sowas. Und das ist offensichtlich nicht der Fall bei ihr.
Und wenn sich's in Luft auflöst, dann war es nicht mal ein verlorenes Investment. Wir hatten Spaß dabei und gut war‘s. Dann ist sie halt weg und macht was anderes. Aber Männer sind übrigens viel, viel schwieriger zu finden. Wie geht das denn euch? Es tut immer so, als ob es Männer gibt wie Sand am Meer, aber das ist gar nicht der Fall.

Toni: Wenn ich mich bei GayRomeo anmelde, bekomme ich genug Nachrichten...

Jost: Das ist aber auch die Holzhammermethode!









Toni:
Aber wenn ich dann nach einem Schwanzfoto frage, höre ich von den wenigsten was. Und wenn dann ein Foto kommt, ist es in der Regel nicht schön. Insofern: Schwierig ist es schon, da hast du Recht.

Jost: Ich meine, dass Männer feiger sind.

Toni: Ja, klar. Ich sitze hier schließlich mit einem rotten Kopp. (Toni hatte sich am Tag vorher beim Wandern nicht mit Sonnenöl eingeschmiert.)

Jost: Wenn sie mal so ehrlich wären wie Du.

jette: Ich glaube, Männer laufen mit den falschen Vorstellungen rum.

Jost: Ja klar, den Pornofilmen.

jette: Ja, das zum einen und die akute Selbstüberschätzung. Ich sehe das, wenn ich mich mit einem anderen Mann treffe und gleich sage, dass es einen anderen Mann gibt. Ich bin für gewisse Dinge nicht zu haben. Fertig. Kannst du damit umgehen? - "Ja, klar! Kein Problem!" und dann sitzen wir da und er fragt: "Wie ist denn das wirklich?" Das ist dann der Moment, in dem man eigentlich gehen kann. Aber ich gebe oft noch eine zweite Chance und noch eine zweite Chance. Manchmal funktioniert das hervorragend, manchmal ist hinterher die Brille kaputt.

Toni: Da hat einer deine Brille kaputt gemacht? Aber unabsichtlich?

jette: Es war ein Versehen, ja. Es war schon ein durchwachsener Abend, aber am Ende hatten wir eine Ebene gefunden, wo wir ganz gut miteinander umgehen konnten.

Jost: Echt? Das war doch die Kompromissebene, oder? Lass uns Freunde bleiben...

jette: Nee, das war schon mehr.









Toni:
(zu jette) Jost hat erzählt, dass du Ohrfeigen magst. Wie weit kannst es denn gehen? Wie viel körperlichen Schmerz verträgst du?

jette: Wie bemisst sich denn körperlicher Schmerz?

Toni: Nach deinem persönlichen Gefühl. Irgendwann sagst du vielleicht "Stopp! Das ist zu viel".

Jost: Da sagst du irgendwann Stopp und dann geht das Genöle los, dass man keine gescheiten Streifen sieht. „Striemenstolz“ ist ein Fachbegriff, der ist erstmal sperrig für Normalos. Aber es gibt eine gewisse Sorte Frau, die sagt, dass das genau das Gefühl hinterher ist. Die stehen dann hinterher vor dem Spiegel...

jette: Also zuerst tut es mal weh, ja? Und richtig gut wird es erst dann, wenn er übers Jammern hinweggeht.

Jost: Zumindest bei dir.

jette: Ja, klar, ich kann nur für mich reden. Da bin ich aber auch extremer als andere, vielleicht. Genau das ist der Punkt, dass er dann noch weitermacht. Erst dann wird es gut. Alles bis dahin, das Heulen, das Jammern und das Rumbetteln, das ist alles Käse. Danach wird es erst richtig gut. Und das Schlimme ist, wenn ich dann jammere und er hält sich dran und haut mich so, dass es weh tut, aber keine Spuren hinterlässt. Das ist richtig fies.

Jost: Das ist fies, zweite Ableitung.

jette: Ja, vielleicht sogar dritte Ableitung. Da bist du am nächsten Tag ärgerlich, dass du gejammert hast und dass er sich auch noch dran gehalten halt. Wieso ist er jetzt nicht über dich hinweggegangen? Und das macht es hinterher total fad und schrecklich und man ärgert sich.

Tabea: Gibt es denn eine Grenze? Einen Punkt, über den er nicht hinweggehen soll?

Toni: Gab es so etwas schon mal?

jette: Das ist situationsabhängig.

Jost: Das ist kein absoluter Punkt. Das geht los beim weiblichen Zyklus, der extrem auf sowas wirken kann. Das geht los bei Lust und Laune usw...

jette: Das schwankt so stark, dass kannst du gar nicht absolut beantworten.









Tabea:
Aber du bist schon an eine Grenze gekommen?

jette: Ja, natürlich. Es gibt Situationen, wo du dir denkst: "Ohaaaa, da wollte ich jetzt überhaupt nicht hin. Oder da kann ich nicht weiter auf der Ebene." Aber das lässt sich nicht an Situationen festmachen. Das schwankt mit dem Gegenüber und das schwankt mit dir selber, wie du drauf bist. Das schwankt mit der Gesamtsituation, vielleicht fällt ein blödes Wort oder ein dummer Witz und Zack, bist du raus und dann geht es halt nicht mehr.

Jost: Ja, sag du einmal: "Hm, bisschen zugenommen?" und dann ist Ende.

jette: Ja, und es muss nicht mal sowas ein. Z. B.fällt dir auf einmal ein, dass du vergessen hast, Butter zu kaufen. Das bringt dich beim normalen Sex auch raus. Das geht ja jedem so.


Teil 4 folgt bald.

jette und Jost gibt es nicht nur zum Lesen. Man kann sie auch live erleben. Beim Interview-Sex, beim fiesen Sex, beim Jagen, auf der Picknickdecke oder in ihrem Hotel. Gerne unter JostundJette@gmx.de

(Fotos © tabsie pictures)

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