Sonntag, 10. August 2008

Balztanz

Die meisten Männer sind, so scheint es mir, wie Vögel. In der Balzzeit, in welcher sie die Weibchen beeindrucken möchten, stolzieren sie, die bunten Federn prächtig gespreizt, umher. Ist das Weibchen auf den prächtigen Tanz hereingefallen und lässt sich besteigen und ist die Erbmasse erst weitergegeben, dann ist alles wieder beim Alten. Keine Tänze mehr, kein beeindrucken mehr. Die Werbephase ist vorrüber und dauert genauso lange an, wie das Weibchen will. Es spielt keine Rolle, wie lange das Spiel hinausgezögert wird, es spielt keine Rolle, wann du dich als Frau ficken lässt, hast du es erstmal zugelassen, so hören Männer fast schlagartig mit ihrem beeindruckenden Tanz auf. Wenn sie sich von Anfang an so zeigen würden, wie sie sind, nämlich mit ganz gewöhnlichen Federn, dann würden nur die Weibchen ihre Beine spreizen, die die Natur und den Tanz durchschaut haben. Das Erbgut könnte nicht mehr breit gestreut werden. Dieser Umstand ist mir schon länger bewusst, ich bin ja nicht dumm, aber wir alle geniessen diesen Tanz und dieses Werben und das Besteigen und bestiegen werden. Mit dem Unterschied, dass die meisten Frauen sich immerzu, oder sehr viel länger in der Werbephase befinden, sich für eine lange Zeit die Mühe machen, Männer zu beeindrucken. Warum auch immer, vielleicht ist es ein genetischer Code.

Ich brauche nur Paare zu beobachten, ob ich sie kenne, oder nicht, das spielt keine Rolle. Es ist fast ohne Ausnahme immer die Frau, die dem Mann mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt. Sie sucht seine Nähe, drückt sich an ihn, will ihn küssen, will zeigen, dass er ihr gehört. Überrascht ihn, wartet wie E. mit Geburtstagskuchen für M. auf dem Bahnsteig. Männer tun so etwas nicht, sie backen für uns Frauen keinen Geburtstagskuchen und erwarten uns damit auf dem Bahnsteig oder daheim. Sie schreiben in den wenigsten Fällen glühende Liebesbriefe und sie heischen nicht bei fast jeder Gelegenheit nach Zärtlichkeiten. Sie haben gebalzt und sie haben bekommen, das reicht den Allermeisten. Wozu weitertanzen.

Männer wollen jagen, Frauen wollen erlegt werden. Die Kunst besteht darin, für ihn immer eine interessante Beute zu sein. Eine, derer er sich nicht sicher sein kann. Vielleicht kriegt er sie, vielleicht auch nicht. Das erfordert Taktik und Geduld. Es ist ein Spiel und obwohl ich es schon lange durchschaut habe, fehlt mir jegliche Lust, es zu spielen. Vielleicht auch jegliche Geduld. Für mich hat das erobert werden wenig Reiz, weil mir bereits klar ist, dass diese Phase nur ein Trugbild ist. Die vielen SMS, vielleicht sogar noch Briefe, die Mails und die zärtlichen Bekundungen der Begeisterung lassen schlagartig nach, wenn sie dich besessen haben. Bei ziemlich allen Männern, egal, ob sie dich nur vögeln, oder auch lieben wollen. Egal, ob du eine Beziehung oder eine Affäre führst. Einzig in der Dauer der Balztänze unterscheiden sie sich, dass sie alle damit irgendwann aufhören, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Nun, ich kann mich als Frau darüber aufregen, traurig oder wütend sein, aber das alles hat wenig Sinn. Ich kann mir aus Trotz auch weniger Mühe geben, aber mit alledem würde ich nur mein eigenes Vergnügen schmälern. Lange war mir das nicht klar und ich habe mich traurig oder wütend gefühlt. Habe Fehler bei mir gesucht, mich hinterfragt, war verunsichert. Entweder du spielst als Frau, oder du wirst gelassener und hinterfragst nicht dich, sondern das Warum und Wieso. Zweiteres sagt mir mehr zu, auch wenn es schwieriger ist, weil ich keine Lust habe, mich zu verstellen, nur um beeindruckender und unnahbarer zu wirken. Zweiteres macht auch wesentlich mehr Spass, denn bist du dir erst bewusst, dass die männliche, schnell vorübergehende Werbephase eine Laune der Natur und keine Bösartigkeit darstellt, dann kannst du den Tanz geniessen, ohne dich irgendwelchen Illusionen hinzugeben. Ich kann aber auch so tun, als würde Sex keine grosse Bedeutung spielen, ich kann mich zieren, ich kann die Schüchterne spielen, aber jeder intelligente und feinfühlige Mann, den ich begehre und der in meine Augen blickt, würde mein Spiel sofort durchschauen. Meine Augen haben mich immer verraten. Wozu also lächerliche Spiele spielen, nur um die Balzzeit zu verlängern, oder am Ende womöglich eine Beziehung zu führen, die auf Illusionen begründet ist. Gegen die Natur zu gewinnen ist sowieso unmöglich. Gegen die eigenen Triebe anzukämpfen schlicht dumm.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bibi: Schöne Zeilen einer Balz-Tanzpartnerin! Liest sich gut, und fühlt sich tief mit ;-)--- Tanz' weiter vergnügt im Strom mit der Natur! Gegen den Strom schwimmen ist nervtötend, und wozu? [Hast Du vielleicht auch treue schwule Freunde? - Von denen habe ich viel auch über Heteromänner und deren Tänze gelernt, mhh ;-]