Samstag, 13. September 2008

Schubladenreise

In einem Ordentlichkeitsanfall fiel mir heute das Chaos meines Kühlschrankes zum Opfer, gefolgt von mehreren Schubladen. Meine Schubladen sind toll, schön tief und gross. Puh, bei den Adjektiven könnte man auch an etwas anderes denken, vor allem wenn man wie ich unter akutem (selbst gewähltem) Sexmangel leidet. Wie kam ich bloss auf diese bescheuerte Idee? Ich muss dringend wieder vögeln. Egal, zurück zu meinen Schubladen. Eigentlich habe ich sie nur in der Hoffnung aufgeräumt, noch irgendwo Gras zu finden. Leider erfüllte sich meine Hoffnung nicht, wahrscheinlich habe ich es mal wieder aus Versehen weggeschmissen. Da dies wohl länger her war, verzichtete ich dieses Mal darauf, wie ein Junkie meinen Müll zu durchwühlen.

Gras fand ich nicht, dafür andere Dinge. Zum Beispiel einen Liebesbrief von Lars. Lars war auch ein Arschloch, aber er konnte echt gut schreiben. Leider habe ich nie rausgefunden, ob er auch so gut vögeln kann. Bevor es dazu kam, zerstritten wir uns. Nebst dem Liebesbrief von Lars fand ich noch ein Foto von Tim, welches er mir vor seinem Weggzug geschenkt hat. Als ob ich je ein Foto bräuchte, um mich an Tim zu erinnern. Wir haben schätzungsweise zehntausend Mal zusammen gevögelt. Aber gut, da war es nun mal, also guckte ich es mir auch an und plötzlich überfielen mich nostalgische Gedanken. Zum Beispiel, wie ich Tim kennen gelernt hatte. Bald sind es zwei Jahre her.

Tim schrieb mich im November 2006 bei Joyclub an. Seine Mail war nett, lang, individuell. Sein Profil das eines Freaks und seine Fotos fand ich so la la, also jetzt nicht umwerfend. Wir schrieben ein wenig hin und her, er bat mich um ein Date und ich vertröstete ihn regelmässig. Es war nett mit ihm zu schreiben, aber irgendwie war mir nicht so wirklich danach, ihn zu treffen, zumal ich noch in einer Beziehung steckte. Zwei Wochen später erzählte mir meine beste Freundin Elena mal wieder von ihrem "Radfahrer". Ihrem Super-Liebhaber und Spitzen-Lecker. Sie schwärmte seit einem halben Jahr in den höchsten Tönen von diesem Typen und ich war so langsam neugierig. Sie hatte ihn auf Joyclub kennen gelernt und weil wir den Abend bei mir verbracht hatten, bat ich sie darum, ihn mir mal zu zeigen. Ich staunte nicht schlecht, als sich der Radfahrer als Tim entpuppte. Wir lachten über diesen Zufall. Elena empfahl mir, Tim mal auszuprobieren und meinte, er sähe in Wirklichkeit echt gut aus, sei einfach nicht fotogen. Na ja, so ganz überzeugt war ich noch nicht und ausserdem fand ich es irgendwie seltsam, mit einem Mann zu vögeln, der auch mit meiner besten Freundin vögelt.

Ein paar Wochen später zog Elena nach Bern. Ich glaube es war anfangs Dezember. Ich war mit meiner Schwester unterwegs und kriegte plötzlich extreme Lust auf Sex...was nun...Einen aufreissen? Zu mühsam. Da schoss mir Tim durch den Kopf, seine Handynummer hatte ich ja und so schrieb ich ihm in meiner Notgeilheit, dass ich ihn gerne sofort kennen lernen würde. So schriebs und schnell kam zurück, dass er um 2 Uhr daheim wäre und ich vorbei kommen soll. Da stand ich dann da, morgens um 2 in seiner Wohnung, total verlegen angesichts meines ersten Joy- beziehungsweise Sexdates.

Erstmal aufs Sofa setzen und ein Tütchen rauchen, was quatschen und flirten. Dann hat er mir Fotos an seiner Pinnwand gezeigt und während ich mir die Fotos angesehen habe, hat Tim mit seinen Fingern sanft meinen Arm gestreichelt. Mehr brauchte ich nicht, um meine Unsicherheit abzulegen. Ich drehte mich zu ihm und wir haben uns heftig geküsst. Er hat mich zurück zum Sofa geführt und mir meine Hosen ausgezogen, sich zwischen meine Beine gekniet und mich ins Paradies der Lust entführt. Er war der erste Mann, der mich mit so einer Hingabe und Freude geleckt hatte, mein Körper zitterte nur noch unter den Berührungen seiner Zunge.
Ich weiss alles noch, als wärs erst gestern gewesen. "Tag und Nacht" lief von Schiller, ich war geschminkt und gestylt vom Weggehen und wusste damals noch nicht, dass Tim das gar nicht mag. Die Hose hatte er über meine hohen Schuhe gezogen, die, auf denen er später immer mal wieder spasseshalber nackt durch seine Wohnung gestöckelt war und ich mich dann jeweils vor lachen kaum halten konnte.

Irgendwann hat Tim seine Couch ausgezogen und da lagen wir dann bis morgens um 5, rauchten, redeten und erkundeten uns gegenseitig. Ich wollte gar nicht gehen, aber ich musste, weil ich damals noch mit meinem Freund zusammen war und nicht einfach so lange wegbleiben konnte, ohne Erklärung. So verliess ich am frühen Morgen Tims Wohnung und beschloss nicht wieder zu kommen. Ich hatte Angst vor dieser Intensität, diesen neuen Erfahrungen. Vielleicht wusste ich schon da instinktiv, dass mir schlussendlich keine Ausrede mehr blieb eine Trennung von meinem Freund zu vermeiden, weil mir Tim in jener Nacht gezeigt hatte, was ich wirklich brauche und was mir mein Freund nie hätte geben können.

Wie das manchmal mit Vorsätzen so ist, sie werden nicht eingehalten und schon zwei Tage später lag ich wieder lustvoll auf Tims Sofa. Nur ein paar Stunden konnte ich mir erschleichen, das Ende schon sicher und so schlich ich mich von ihm nach Hause in mein Bett, zu meinem Freund, mit dem ich seit Monaten keinen Sex mehr hatte und der sicherlich etwas ahnte. So ging das bis Weihnachten, immer wieder und mein Körper wurde süchtig nach seinem.
Über Weihnachten war Tim in Deutschland bei seiner Familie und Freunden, zwei Wochen haben wir uns fast jeden Tag SMS geschrieben und die Zeit herbeigesehnt, in der unsere Leidenschaft sich wieder vereinte. Als Tim zurück kam, fuhr mein Freund für eine Woche zum Boarden weg. Eine Woche, die mir und Tim gehörte und eine Woche, an deren Ende ich wusste, dass ich meinem Freund die Wahrheit sagen musste. Ich liebte ihn schon nicht mehr, bevor ich Tim kennen lernte und was ich tat war nicht fair, nicht ihm gegenüber und auch nicht mir gegenüber.

Mein Freund kehrte aus seinen Ferien zurück und wir redeten lange und viel, ich redete viel und er hörte nur gequält zu. Ich wünsche mir, dass ich niemals mehr einem Menschen sagen muss, dass ich ihn nicht mehr liebe, wenn dieser Mensch mich noch liebt. Es war schrecklich, aber notwendig. Nachdem unsere Trennung offiziell war, waren die Stunden mit Tim noch schöner, da mein schlechtes Gewissen weg war. Obwohl mein Exfreund seit ein paar Jahren wusste, dass ich nicht treu war, fiel es mir doch immer schwer nach hause zurück zu kehren, nachdem ich mit einem anderen Mann gevögelt hatte. Endlich war dieses Gefühl weg. Ich musste nicht mehr nach ein, zwei flüchtigen Stunden heim kehren, ich konnte Nächte bei Tim verbringen, ganze Wochenenden. Und das taten wir auch. Fast 1.5 Jahre lang.

Übrigens, ich hab mich bei Elena für diesen Tipp dann mit Fabian revanchiert, aber das ist wieder eine andere Geschichte.....

1 Kommentar:

Toni Toronto hat gesagt…

Und wann erzählst du uns die Geschichte von Fabian? Wir wollen sie natürlich jetzt hören, nachdem du so schön von Tim berichtet hast. Ich finde, jede(r) sollte einen Tim haben. :-)